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Allgemein Bildung unterwegs Zu Gast auf lydiaswelt

Blindenstöcke für Togo 3 Jahre später

Spendenprojekt für das Blindenzentrum in Kpalimé (Togo)

Rund drei Jahre nach ihrer Rückkehr von einem einjährigen Freiwilligendienst in dem westafrikanischen Land Togo ging es für Jasmin erneut dorthin. Diesmal in Begleitung ihres Mannes Erdin (aka. Mr. Blindlife) und einem Koffer voller Blindenlangstöcke und Lupen.
Jasmin ist sehbeeinträchtigt und sieht mit Brille auf dem besseren Auge mit Brille noch 8%. Während ihres Freiwilligendienstes interessierte sie sich daher auch dafür, wie blinde und sehbeeinträchtigte Menschen in Togo leben und so besuchte sie neben dem „Centre des Aveugles de Kpalimé“ auch eine weiterführende Schule, an denen einige blinde und sehbeeinträchtigte Schüler inklusiv unterrichtet wurden und deren Wohnung, in der die Schüler als Wohngemeinschaft zusammenlebten. Bereits bei der ersten Begegnung mit Ayala, einem der Schüler, fiel Jasmin auf, dass dessen Langstock verbogen war, die einzelnen Elemente nur noch von einem losen Gummiband zusammengehalten wurden und die Spitze komplett fehlte. Auch bei den anderen Schülern war es nicht besser, sodass sie stets von den besser sehenden Mitbewohnern geführt wurden. Auf Nachfrage bei dem Blindenzentrum erfuhr Jasmin, dass es in der Region keine Langstöcke in entsprechender Qualität zu kaufen gäbe.
Daraufhin organisierten Lydia und Jasmin das erste Spendenprojekt, in dessen Rahmen 38 Langstöcke samt Ersatzteilen an die ehemaligen Schüler:innen des Zentrums übergeben werden konnten.
Vor ihrer Reise im Herbst 2022 fragte Jasmin bei dem amerikanischen Ehepaar, welches das Zentrum noch immer leitete an, ob es immer noch Bedarf an Langstöcken, Lupen o.ä. ähnlichen habe. Das Ehepaar erwiderte, dass Langstöcke, Lupen und auch ein neuer Brailledrucker dringend benötigt würden.
Erdin und Jasmin starteten daraufhin erneut ein Spendenprojekt und erhielten von ihrer Community insgesamt 1530,77€ an Spenden. Die, nach dem Abzug der Gebühr von Paypal, verbliebenen 1467,17€ wurden in Lupen, sowie Langstöcke investiert, da ein transportierbarer Brailledrucker das Budget deutlich überstiegen hätte.
Für 15 Lupen von Eschenbach in verschiedenen Stärken wurden 572,46 € ausgegeben, die verbleibenden 894,71€ wurden genutzt um 33 Langstöcke für einen Preis von insgesamt 896 € zu kaufen.
Hinzu kamen sechs Langstöcke und eine Lupe von der Community und und als Sachspenden.
Am 17. September ging unser Flug nach Togo. Für Jasmin eine lang ersehnte Rückkehr, für Erdin die erste Reise auf den afrikanischen Kontinent. Nach einem Tag der Eingewöhnung und Orientierung in Kpalimé, einer Großstadt im Süden Togos, ging es dann vollbeladen auf einem Motorrad-Taxi zum Blindenzentrum. Es waren noch Schulferien, sodass lediglich die Lehrer:innen, welche sich auf den Unterricht vorbereiteten, anwesend waren. Die 16 Lupen und 39 Langstöcke wurden von ihnen entgegengenommen und mit einzeln Lehrer:innen noch einmal der Umgang mit einer Kugelspitze, sowie dessen Auswechseln geübt, damit diese es den Schüler:innen entsprechend beibringen können. Auch einzelne Lupen wurden ausgepackt und getestet, sodass sie abschätzen konnten, welche Lupe von welchen Schüler:innen wahrscheinlich am besten nutzen wird.
Erdin drehte zudem ein Video für seinen YouTube-Kanal, um mit dem Einverständnis aller Anwesenden seiner Community zu zeigen, dass die Spenden tatsächlich angekommen sind.
Bei einer Führung über die gepflegten Anlagen wurde uns auch ein Klassenraum gezeigt, in dem lauter taktile Modelle mit Braille- und Schwarzschriftbeschriftung zu finden waren. Diese hatte ein Lehrer selbst gebaut um seinen Unterricht für die Schüler:innen „begreifbarer“ zu gestalten.

Vielen herzlichen Dank an alle, die unser Spendenprojekt unterstützt und uns bei dieser Reise begleitet haben. Und einen riesigen Dank an Lydia für die unglaubliche Unterstützung bei der ersten Spendenaktion. Diese könnt Ihr unter Blindenstöcke für Togo nachlesen.

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Barrierefrei heißt nicht nur stufenlos

Blinde Menschen orientieren sich an markanten Punkten oder Merkmalen im Straßenverkehr. Das können Hauseingänge sein, Einfahrten oder auch mal ein Verteilerkaste. Ein Hauseingang, der bestimmte Stufen oder eine bestimmte Geräuschumgebung hat, ist für mich ebenfalls eine Unterstützung. Wichtig ist dabei, dass dieses Merkmal immer da ist.
Ebenso wichtig ist für mich die Beschaffenheit des Untergrunds. Wenn sich neben dem Fußweg ein Radweg befindet, reicht es nicht aus, dass er optisch sichtbar ist. Für mich ist es wichtig, dass der Untergrund sich von dem des Gehwegs unterscheidet. Dann kann ich den Unterschied mit dem Blindenstock ertasten. Auch eine kleine, fühlbare Absenkung wäre denkbar.
Bei Straßenübergängen sieht es ähnlich aus. Während für Nutzer eines Rollstuhls oder eines Rollators möglichst eine Nullabsenkung, also gar keine Stufe optimal ist, brauchen blinde Menschen eben diese Absenkung, um zu merken, dass sie den sicheren Gehweg verlassen. Dabei muss die Stufe für uns blinde Menschen gar nicht so hoch sein. Sie muss nur mit der Stockspitze eines Blindenlangstocks tastbar sein. Dafür genügen schon ca. 3 cm. Gut gemachte taktile Leitstreifen für Menschen mit Sehbehinderung haben längs und quer verlaufende Rillen. Diese zeigen einmal an, dass wir hier gefahrlos bis zum Straßenrand kommen, und an welcher Stelle wir besser nicht laufen. Dafür verlaufen Rillenplatten dann quer zur Laufrichtung. Das wird gern gemacht, wenn sich dahinter eine Nullabsenkung für Rollstuhlfahrer befindet.
Die quer verlaufenden Streifen findet man auch immer öfter vor Treppen. Das ist ein Tastbarer Hinweis darauf, dass ein Treppenauf- oder Treppenabgang vor einem liegt. Wenn die Platten gut gemacht sind, heben sie sich gut sichtbar vom Untergrund ab. So können auch sehbehinderte Fußgänger, die nicht auf einen Blindenstock angewiesen sind, erkennen, dass sie vorsichtig sein sollen.
Ein Irrglaube ist, dass blinde Menschen lieber mit dem Aufzug fahren als Treppen zu laufen. Doch blind alleine in einen unbekannten Aufzug zu steigen ist ein Lottospiel, wenn dieser keine Sprachausgabe hat, die das Stockwerk ansagt. Selbst wenn ich es schaffe den Knopf für ein bestimmtes Stockwerk zu drücken, gibt es nichts und niemanden, der mir garantiert, dass der Aufzug nicht vorher woanders hält. Es reicht also nicht aus Aufzüge mit fühlbaren Zahlen und Beschriftung in Braille auszustatten. Barrierefrei sind sie erst, wenn sie das angefahrene Stockwerk ansagen. Eine Ausnahme sind Aufzüge, die nur zwei Ebenen anfahren. Vor einigen Wochen ist mir ein Aufzug begegnet, dessen Bedienelemente ausschließlich auf Berührung reagieren. Auch das schließt blinde Menschen aus.
Ein großes Thema sind öffentliche Verkehrsmittel. Am besten sind eindeutige Haltepositionen für Bus und Bahn, wie ich in meinem Beitrag Wenn der Bus woanders hält beschrieben habe. Während für Menschen mit Gehbehinderung es einfacher ist hinten einzusteigen, brauchen blinde Menschen die Vordertür, um den Busfahrer nach der einfahrenden Buslinie zu fragen. Ausführlicher habe ich das in Öffentlicher Nahverkehr, diese Infos brauche ich behandelt. In vielen Städten hält der Bus nur dann, wenn jemand den Halteknopf gedrückt hat. Dafür braucht man richtig gehende und verständliche Haltestellenansagen. Davon profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderung, sondern auch Fahrgäste, die nicht ortskundig sind, oder die optische Anzeige aus anderen Gründen nicht lesen können.
Barrierefreiheit ist ein Oberbegriff für Hindernisse, die uns im Alltag begegnen. Und sie fühlen sich für jeden anders an. Also, wenn Ihr die Möglichkeit zu einem Perspektivwechsel habt, nehmt diese Möglichkeit wahr, und erweitert damit Euren Horizont.

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Allgemein Alltag unterwegs

Fasst uns nicht ungefragt an

U-Bahnstation Frankfurt Südbahnhof. Es ist Samstagmittag, und ich warte auf meine U-Bahn. Als sie einfährt suche ich mit dem Stock die Tür, indem ich an der Bahn entlangfahre. Ah, da ist sie. Ich bleibe kurz stehen, weil ich hören will, ob jemand in der Tür steht. Dann strecke ich meinen Blindenstock aus, um einzusteigen. Bevor ich das machen kann, kommt eine Hand aus dem nichts, hält mich mit festem Griff am Arm und schiebt. Ich verdanke es meinen guten Reflexen, dass ich nicht vornüberfalle. Ich drehe mich um, befreie mich aus dem Griff und sage der Person, die noch kein Wort zu mir gesprochen hat, dass sie mich erschreckt hat. „Ich wollte doch nur helfen“, sagt sie etwas beleidigt. Jetzt erst höre ich, dass es sich um eine Frau handelt. Ich sage ihr, dass man fremde Menschen nicht ungefragt anfasst. Daraufhin knurrt sie etwas wie „Ich wollte nicht, dass Sie stolpern“. Und weg ist sie.
Solche und ähnliche Situationen erlebe ich beinahe täglich. Für mich heißt das, dass ich schon in eine Art Habachtstellung gehe, wenn ich irgendwo ein- oder aussteige. Ich rechne ständig mit unangekündigten, übergriffigen Berührungen, die mir das Leben angeblich erleichtern sollen. Dabei nervt es dermaßen.
Wenn ich beim Einsteigen meinen Stock ausstrecke, ertaste ich damit wie hoch die Bahn oder der Bus ist, ob es einen Spalt zwischen Bahn und Bahnsteigkante gibt, oder ob ein Hindernis vor mir liegt. Beim Aussteigen verfahre ich ähnlich. Diese Dinge gehören zur Ausbildung im Umgang mit dem Blindenstock. Im Grunde ist das Ein- und Aussteigen einfach eine Technik gepaart mit Konzentration. Das Tasten mit dem Stock liefert mir zuverlässige Informationen. Dieser Prozess wird gestört, wenn ich irgendwohin geschoben, gezogen oder gar am Stock geführt werde. Letzteres fühlt sich an als würde man einen Brillenträger an der Brille irgendwohin ziehen, und dabei die Gläser zuhalten.
Ein erwachsener Mensch, der mit einem Blindenstock unterwegs ist, weiß was er tut. Es besteht also keine Notwendigkeit ungefragt tätig zu werden. Wenn Ihr dennoch der Ansicht seid helfen zu wollen, dann sprecht die Person an. Ein Satz wie „Brauchen Sie Hilfe“, „Darf ich helfen“ oder „Kommen Sie zurecht“ sind gute Beispiele. Auf diese Weise behandelt Ihr den Menschen wie eine erwachsene Person. Wenn mich jemand so anspricht, kann ich die Person einordnen. Und ganz wichtig, ich kann ihr sagen wie sie mir am besten helfen kann. Kommt aber aus dem Nichts eine Hand an meinen Körper, weiß ich erst mal nicht, ob das Freund oder Feind ist. Denn ich sehe die dazugehörige Person nicht.
Und jetzt noch ein paar Worte an die Menschen, die Menschen mit Behinderung gern mal Undankbarkeit vorwerfen, nur weil sie die aufgedrängte Hilfe ablehnen. Dankbar bin ich den Menschen, die in mir nicht nur die „Blinde“ sehen, sondern eine erwachsene Frau, die sich mit der Hilfe eines Blindenstocks orientiert. Menschen, die nicht nur die Perspektive „Wenn ich sehend die Augen zu mache, sehe ich nichts“ sehen, sondern akzeptieren, dass es auch andere Möglichkeiten gibt sich zurechtzufinden.
Wenn Ihr mir was Liebes tun wollt, verbreitet das. Helft mir und anderen Menschen mit Sehbehinderung dabei nicht ständig Opfer übergriffiger Menschen zu werden.

Eure Lydia

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Fragen und Antworten zum Blindenstock

Es ist Samstagmittag, als ich an der Station Frankfurt Süd in die U-Bahn steigen will. Mit dem Stock taste ich nach dem Eingang der Bahn und ob jemand vor mir ist. Eine Frau drängelt sich an mir vorbei, und tritt so auf den Stock, dass er mir aus der Hand gerissen wird, und an einer Stelle komplett durchgebrochen ist. Als ich die Dame darauf aufmerksam mache, erklärt sie mir, dass ich ihr den Stock ja zwischen die Beine geschoben habe. Mehr interessiert sie nicht. Ebenso wie die anderen Fahrgäste. Zwei Stationen weiter merke ich, dass ich so nicht weiterkomme und dass es ratsamer ist wie geplant hier umzusteigen. Ich bin ortskundig und es gibt hier Leitstreifen, die mir in meinem geschockten Zustand weiterhelfen können. Ich steige in meine geplante Bahn um, und steuere einen Laden an, wo ich bereits Stammkundin bin. Der Mitarbeiter klebt mir den Stock so mit Klebeband zusammen, dass ich mit dem Stock nach Hause kommen kann.
Zuhause mache ich mir erst mal in einer regionalen Gruppe auf Facebook Frankfurts Luft, und suche nach Zeugen. Denn ich habe die Dame, die mir meinen Stock beschädigt hat, nicht gesehen, und kann sie somit also auch nicht beschreiben. Das führt zu einer Diskussion mit diversen Hilfsangeboten, Fragen und Ideen. Einige davon möchte ich gern in diesem Beitrag aufgreifen und kommentieren.

– Ein Teilnehmer schlug vor Seniorenheime abzutelefonieren und nach nicht mehr benötigten Blindenstöcken zu fragen. Ein Blindenlangstock ist immer ein spezielles Hilfsmittel. Die Länge ist abhängig von der Körpergröße. Das ist wichtig, um beim Pendeln den nächsten Schritt absichern zu können. Stöcke gibt es in unterschiedlichen Gewichtsklassen und Fabrikaten. Jeder blinde Langstocknutzer bekommt den Stock, der am besten zu ihm passt. Dazu gehört eine Stockspitze, die es ebenfalls in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Ebenso gibt es unterschiedliche Griffe, die unterschiedlich in der Hand lieben.
– Jemand empfahl mir einen Blindenstock für 10 Euro bei Amazon zu kaufen. Alternativ kam der Vorschlag einen Stock aus Ebay Kleinanzeigen zu kaufen. Was die Handhabung angeht, so verweise ich auf den letzten Absatz. Was die Tauglichkeit von Blindenstöcken im Bereich der 10 € betrifft, so halten sie auch nur für 10 €. Einen für mich passenden Stock kaufe ich bei der Hilfsmittelfirma meines Vertrauens.
– Eine Dame fragte, ob es nicht sinnvoller wäre einen festen Gehstock zu benutzen. Dieser wäre zu schwer, um mit ihm zu pendeln. Das muss ich aber machen, um festzustellen was direkt vor mir ist, außerdem ist er nicht weiß, und damit als Kennzeichnung im Straßenverkehr unzulässig. Es gibt Stützstöcke in Weiß. Allerdings sind sie nicht dafür vorgesehen sich wie mit einem Blindenlangstock im Straßenverkehr zu bewegen.
– Mit dem Blindenlangstock verbringe ich manchmal mehrere Stunden täglich. Daher ist es wichtig, dass er das richtige Gewicht, die richtige Spitze und den richtigen Griff hat. Von der Länge her reicht er mir bis zu den Achselhöhlen. Das ist die Länge, die es braucht, um beim Laufen den nächsten Schritt abzusichern, dabei wird mit dem Stock jeweils in einem flachen Bogen der Stock von links nach rechts und zurück gerollt. Wenn das linke Bein nach vorne geht, pendelt der Stock nach rechts und umgekehrt. Auf diese Weise bekomme ich mit ob sich der Bodenbelag ändert, sich Stufen oder Bordsteine auf meinem weg befinden, oder ob vor mir irgendein Hindernis ist.

Und hier habe ich noch ein paar weiterführende Links für Euch:
– In Nicht ohne meinen Stock beschreibe ich wie ich zum Stock gekommen bin,
– in Der Blindenstock in der Praxis geht es darum was der Stock kann und was nicht,
– in Welche Blindenstöcke gibt es geht es um Unterschiede von Blindenstöcken,
– in Der Blindenstock Stigma oder Befreiung geht es um das Hilfsmittel und die Haltung zur Kennzeichnung im Straßenverkehr.

Die oben erzählte Geschichte ist gut ausgegangen. In der Facebook gruppe wurde Geld für einen neuen Stock gesammelt. Dieses habe ich am Ende nicht gebraucht. Es gab einen Kostenträger, der mir einen neuen Stock finanziert hat, so dass ich wieder über einen Ersatzstock verfüge. Und da ich mich nicht an der Spendenbereitschaft der Geldgeber bereichern möchte, habe ich das Geld auf den Spendenpool über PayPal für die Arab. Episcopal School für blinde und sehende Kinder in Jordanien überwiesen. Mehr über diese Schule, die mir sehr am Herzen liegt, habe ich in diesem Beitrag geschrieben.

Zum Schluss habe ich noch eine Bitte: Wenn Ihr einen blinden Menschen mit Blindenlangstock seht, der auf ein Hindernis, eine Treppe oder eine Wand zuläuft, dann greift bitte nicht voreilig ein. Geht davon aus, dass dieser Mensch weiß was er oder sie tut. Und vielleicht wird das Hindernis oder die Wand einfach nur zur Orientierung gebraucht. Dem Stock tut es nicht weh, wenn er auf ein Hindernis trifft.

In diesem Sinne, lasst es Euch gut gehen.

Eure Lydia

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Orientierung wenn der Herbst kommt

Der Herbst beginnt, und damit die dunkle Jahreszeit. Damit verändern sich nicht nur die Temperatur, sondern auch die Lichtverhältnisse. Es wird später hell und früher Dunkel. Für Menschen mit einer Sehbehinderung eine Herausforderung. Denn Lichtverhältnisse sind für blinde Menschen ein wichtiges Merkmal für eine gute Orientierung. Es gibt Augenerkrankungen, die dafür sorgen, dass man den Sehsinn nachts nur eingeschränkt bis gar nicht mehr nutzen kann. Das heiß dann, dass man stärker auf Hilfsmittel wie den Blindenlangstock angewiesen ist. Dass man durch Autoscheinwerfer oder andere helle Lichtquellen im Straßenverkehr regelrecht geblendet ist. Die Augen leisten teilweise Schwerstarbeit, wenn man vom Dunkeln ins Helle und umgekehrt kommt.
Doch nicht nur die Lichtverhältnisse morgens und abends ändern sich. Tagsüber herrscht oft ein dämmriges Licht, was ebenfalls Einfluss auf die Orientierung hat. Für mich, die ich blendempfindlich bin, ist es gut, für Menschen, die eher helleres Licht brauchen, ist es schwieriger sich zu orientieren. Die Steigerung für diejenigen, die ihr Restsehen zur Orientierung einsetzen, ist Nebel. Dieser macht nicht nur normal sehenden Verkehrsteilnehmern das Leben schwerer, sondern verändert auch ein bisschen die Akustik.
Ein weiterer Faktor sind die Bäume, die nun nicht mehr wie im Sommer Schatten werfen. Auf einmal ist es an Stellen, die ich als Schatten wahrnehmen konnte, hell. Dafür liegen mehr Blätter auf den Wegen. Diese nehme ich nicht nur mit dem Blindenstock wahr, sondern auch akustisch. Einmal unter den Füßen, und dann durch das Rascheln, wenn es windig ist. Auch das sind veränderte Bedingungen für die Orientierung im Straßenverkehr. Zu viele Blätter unter den Füßen und damit auch unter der Spitze meines Stocks machen es mir schwerer die Ränder eines Weges schnell und sicher zu erkennen. Ich muss mich mehr konzentrieren, um nicht versehentlich auf dem Fahrradweg statt auf dem Bürgersteig zu laufen. Eine Methode, die sich immer wieder bewährt hat, ist sich an der Hauswand oder der Seite des Bürgersteigs zu orientieren, die von der Straße abgewandt ist. Allerdings muss ich hier höllisch aufpassen, da gern mal Fahrräder oder E-Roller an die Hauswand gelehnt werden. Wenn hier der Lenker waagerecht oder schräg zum Bürgersteig steht, habe ich keine Chance diesen mit dem Blindenstock zu erfassen und auszuweichen. Ich löse das für mich so, dass ich neben dem Stock die linke Hand so halte, dass sie die Körpermitte abdecken kann. Das ist dann die bessere Alternative zum Lenker im Bauch.
Mit dem Herbst kommen auch die vielen Laubbläser und Laubsauger zum Einsatz. Wenn ich diese höre, laufe ich automatisch langsamer, da es etwas schwer ist den genauen Standort dieses Geräts zu orten. Ich höre erst mal nicht gleich, ob er vor oder hinter dem Gartenzaun steht.
Mit dem Herbst kommt auch der Regen. Pfützen, in denen sich Sonnenlicht oder das Licht der Straßenlaternen spiegeln, erfordern eine Menge Aufmerksamkeit. Was ich aber gar nicht mag, das sind Pflanzen an Mauern oder Hauswänden, die nicht geschnitten werden. Diese werden bei Regen schwerer, und hängen damit tiefer runter. Und da ich diese nicht hören oder sehen kann, habe ich diese schon mal unvorbereitet im Gesicht hängen.

Mehr zu dem Thema gibt es in meinem Beitrag Orientierung im Regen nachzulesen.

Und jetzt seid Ihr dran. Was verändert sich bei Euch bei der Orientierung im Herbst? Und was mögt Ihr besonders? Ich freue mich schon auf Eure Kommentare.