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Malen mit Braille

Heute schreibt Melis einen Gastbeitrag. Sie ist blind und besucht eine Regelschule.

Malen mit Braille

In diesem Beitrag habe ich einen Kreativtipp für alle Braillefans.
Und zwar versucht doch mal Braille Bilder herzustellen.
Das sind, wie der Name schon sagt, Bilder, die aus Punkten bestehen. Je nachdem in welcher Reihenfolge man Zeichen in Braille anordnet, entstehen unterschiedliche, fühlbare Bilder und Formen.
Aber wie stellt man diese Bilder jetzt her?
Die einzigen Sachen, die du brauchst, sind eine Punktschriftmaschine, Papier und Kenntnisse der 6Punkt-Schrift.
Eine Punktschriftmaschine ist ein Gerät, in das man ein Blatt einspannt und durch das Drücken von Tasten Buchstaben ins Papier gestanzt werden.
Jetzt kann man natürlich selber herumexperimentieren, welche Buchstaben ein gutes Bild ergeben.
Wenn man jedoch, genau wie ich, dafür keine Geduld hat, greift man einfach aufs Internet zurück.
Auf der Seite Einfach machbar Braille Bilder finden sich viele Anleitungen.
Ob Tiere, Gegenstände oder Pflanzen, hier ist fast alles dabei.
Wenn ihr zum Üben ein eher einfaches Bild nehmen möchtet, empfehle ich das Herz.
Es besteht aus wenigen Zeichen und ist deshalb schnell gebraillet.
Eine besonders hübsche Idee ist es auf eine Grußkarte ein Bild zu braillen.
Geburtstagsgrüße mit einer Braille-Torte sind doch gleich was ganz Besonderes.

Ich hoffe, dass ich euch auf das Malen mit Braille neugierig machen konnte und ihr es mal ausprobiert!
Viel Spaß dabei!

Danke Dir, liebe Melis, für diesen Tipp, den ich gern einmal ausprobieren werde.

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Ein Marktstand zu Gunsten der Arab Episcopal School Jordanien

Schon immer mochte ich Flohmärkte und kleine Weihnachtsmärkte. Ich liebe die Atmosphäre, die Geräusche und Gerüche. Und wenn ich dann noch von lieben Menschen begleitet werde, dann ist gute Laune garantiert.

In diesem Jahr hatte ich die Idee selbst einen Stand auf dem Neu-Isenburger Weihnachtsmarkt zu betreiben. Der Erlös sollte der Arab Episkopal School, einer inklusiven Schule für blinde und sehende Kinder in Jordanien zugutekommen, nachdem Stand- und Materialkosten abgezogen wurden.
Ich habe dafür Monate lang gestrickt, getöpfert und gebastelt. Anschließend habe ich mich bei der zuständigen Stelle um eine Hütte auf dem Weihnachtsmarkt beworben. Auf eben diesem Adventsmarkt werden die meisten Stände von Vereinen und lokalen Organisationen betrieben. Damit passte ich also optimal rein.

Samstagmittag ging es los mit dem Aufbau. Da ich so eine Hütte noch nie von innen gesehen hatte, und nur aus der Beschreibung kannte, wusste ich nicht wirklich was mich da erwartete. Nachdem meine Tochter gemeinsam mit einem Kumpel die Beleuchtung und Deko angebracht hatte, zeigte sie mir und meiner ebenfalls blinden Freundin, die uns an dem Tag unterstützte, wo was zu finden war. Das ist wichtig, da blinde Menschen nicht mit einem Blick erfassen können, wo welche Gegenstände platziert sind.
Grundsätzlich ist es möglich einen Stand blind zu betreiben. Wenn mich jemand anspricht, kann ich antworten. Schwierig wird es bei den Kunden, die nur schauen und darauf warten angesprochen zu werden. Bei der Geräuschkulisse habe ich keine Chance diese Personen wahrzunehmen. Und dann gibt es noch die Menschen, die sich nicht trauen einen blinden Menschen anzusprechen. Diese Erfahrung durfte ich auch machen. Mit meiner Tochter, die mit mir am Stand war, bekam ich mit, wie sie die Menschen, die etwas still waren, ansprach, weil sie diese sehen konnte.
Eigentlich war geplant, dass ich am Sonntag alleine am Stand sein würde. Doch dann beschloss meine Tochter mich auch an diesem Tag zu unterstützen.
Es kamen ca. 180 € für die Schule zusammen, die ich an deren Förderverein überweise.
Für diejenigen, die uns mit einer kleinen Spende im Wert einer Tasse Kaffee oder einer Tafel Schokolade unterstützen mögen, habe ich diesen Money Pool über PayPal eingerichtet. Dieses Geld werde ich nach dem Mitte Januar 2023 auf das Konto der Schule überweisen. Für diejenigen, denen ein größerer Betrag vorschwebt, für den eine Spendenquittung gewünscht wird, gibt es den Förderverein Inklusionsschule IRBID FII e.V.

Von Euch wünsche ich mir, dass Ihr dabei helft diesen Beitrag möglichst großflächig zu verteilen, damit ein möglichst großer Betrag zusammen kommt.

Danke dafür sagt jetzt schon Eure Lydia

Menschen stehen vor einem Schuleingang mit der Aufschrift welcome in unterschiedlichen Sprachen. Daneben ist weihnachtlich dekoriert.
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Blindenstöcke für Togo 3 Jahre später

Spendenprojekt für das Blindenzentrum in Kpalimé (Togo)

Rund drei Jahre nach ihrer Rückkehr von einem einjährigen Freiwilligendienst in dem westafrikanischen Land Togo ging es für Jasmin erneut dorthin. Diesmal in Begleitung ihres Mannes Erdin (aka. Mr. Blindlife) und einem Koffer voller Blindenlangstöcke und Lupen.
Jasmin ist sehbeeinträchtigt und sieht mit Brille auf dem besseren Auge mit Brille noch 8%. Während ihres Freiwilligendienstes interessierte sie sich daher auch dafür, wie blinde und sehbeeinträchtigte Menschen in Togo leben und so besuchte sie neben dem „Centre des Aveugles de Kpalimé“ auch eine weiterführende Schule, an denen einige blinde und sehbeeinträchtigte Schüler inklusiv unterrichtet wurden und deren Wohnung, in der die Schüler als Wohngemeinschaft zusammenlebten. Bereits bei der ersten Begegnung mit Ayala, einem der Schüler, fiel Jasmin auf, dass dessen Langstock verbogen war, die einzelnen Elemente nur noch von einem losen Gummiband zusammengehalten wurden und die Spitze komplett fehlte. Auch bei den anderen Schülern war es nicht besser, sodass sie stets von den besser sehenden Mitbewohnern geführt wurden. Auf Nachfrage bei dem Blindenzentrum erfuhr Jasmin, dass es in der Region keine Langstöcke in entsprechender Qualität zu kaufen gäbe.
Daraufhin organisierten Lydia und Jasmin das erste Spendenprojekt, in dessen Rahmen 38 Langstöcke samt Ersatzteilen an die ehemaligen Schüler:innen des Zentrums übergeben werden konnten.
Vor ihrer Reise im Herbst 2022 fragte Jasmin bei dem amerikanischen Ehepaar, welches das Zentrum noch immer leitete an, ob es immer noch Bedarf an Langstöcken, Lupen o.ä. ähnlichen habe. Das Ehepaar erwiderte, dass Langstöcke, Lupen und auch ein neuer Brailledrucker dringend benötigt würden.
Erdin und Jasmin starteten daraufhin erneut ein Spendenprojekt und erhielten von ihrer Community insgesamt 1530,77€ an Spenden. Die, nach dem Abzug der Gebühr von Paypal, verbliebenen 1467,17€ wurden in Lupen, sowie Langstöcke investiert, da ein transportierbarer Brailledrucker das Budget deutlich überstiegen hätte.
Für 15 Lupen von Eschenbach in verschiedenen Stärken wurden 572,46 € ausgegeben, die verbleibenden 894,71€ wurden genutzt um 33 Langstöcke für einen Preis von insgesamt 896 € zu kaufen.
Hinzu kamen sechs Langstöcke und eine Lupe von der Community und und als Sachspenden.
Am 17. September ging unser Flug nach Togo. Für Jasmin eine lang ersehnte Rückkehr, für Erdin die erste Reise auf den afrikanischen Kontinent. Nach einem Tag der Eingewöhnung und Orientierung in Kpalimé, einer Großstadt im Süden Togos, ging es dann vollbeladen auf einem Motorrad-Taxi zum Blindenzentrum. Es waren noch Schulferien, sodass lediglich die Lehrer:innen, welche sich auf den Unterricht vorbereiteten, anwesend waren. Die 16 Lupen und 39 Langstöcke wurden von ihnen entgegengenommen und mit einzeln Lehrer:innen noch einmal der Umgang mit einer Kugelspitze, sowie dessen Auswechseln geübt, damit diese es den Schüler:innen entsprechend beibringen können. Auch einzelne Lupen wurden ausgepackt und getestet, sodass sie abschätzen konnten, welche Lupe von welchen Schüler:innen wahrscheinlich am besten nutzen wird.
Erdin drehte zudem ein Video für seinen YouTube-Kanal, um mit dem Einverständnis aller Anwesenden seiner Community zu zeigen, dass die Spenden tatsächlich angekommen sind.
Bei einer Führung über die gepflegten Anlagen wurde uns auch ein Klassenraum gezeigt, in dem lauter taktile Modelle mit Braille- und Schwarzschriftbeschriftung zu finden waren. Diese hatte ein Lehrer selbst gebaut um seinen Unterricht für die Schüler:innen „begreifbarer“ zu gestalten.

Vielen herzlichen Dank an alle, die unser Spendenprojekt unterstützt und uns bei dieser Reise begleitet haben. Und einen riesigen Dank an Lydia für die unglaubliche Unterstützung bei der ersten Spendenaktion. Diese könnt Ihr unter Blindenstöcke für Togo nachlesen.

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4 wirksame Tipps einen Blinden zu stressen – Teil 3

Zunächst möchte ich mich für die vielen positiven Rückmeldungen zu meinen Beiträgen Vier wirksame Tipps einen blinden zu Stressen Teil 1 und vier wirksame Tipps einen Blinden zu stressen Teil 2 bedanken. Ich habe mich ebenso über die vielen Anregungen zu weiteren Beiträgen gefreut.
Heute wollen wir uns mal ganz auf das Thema Straßenverkehr konzentrieren. Mit viel Phantasie und Kreativität kann man hier einen Blinden richtig gut und effektiv stressen.
Mobile Straßenschilder sind ein bewährtes Mittel temporäre Gegebenheiten anzuzeigen. Damit der Blinde sie bloß nicht übersehen kann, ist es besonders wichtig diese in den direkten Laufweg des Blinden zu stellen. Besonders geeignet sind Straßenränder, die gern von Blinden zur Orientierung genutzt werden. Hier kann der Blinde sie nicht verfehlen. Gibt es keine direkte Hauswand in der Nähe, so stellen sie das Schild mitten auf den Gehweg. Und zwar so, dass es kein unbemerktes Vorbeikommen gibt. Dann haben auch die Menschen etwas davon, die ein eingeschränktes Gesichtsfeld haben, und noch keinen Blindenstock benutzen müssen.

Sie planen und betreuen eine Baustelle, die den Gehweg betrifft? Dann ist es ganz wichtig nur mittels Straßenschildern darauf hinzuweisen. Denken Sie dran, dass Baugerüste über Brusthöhe fühlbar sind, unten aber absoluter Leerraum ist. Und ganz wichtig, sobald sie einen Blinden herannahen sehen, geben Sie ihm ungefragt Richtungsanweisungen. Das dürfen Sie gern mit ihren Kollegen im Wechsel tun. Die Richtungsangaben wie rechts oder links dürfen sie gern ausknobeln. Gibt es kein Baugerüst oder andere Hindernisse auf dem Gehweg, dann stellen Sie direkt in der Nähe des Blinden einen Presslufthammer oder anderes lautes Gerät an. Lassen Sie sich nicht durch das Zusammenzucken des Blinden aus der Ruhe bringen. Schauen Sie genüsslich dem Blinden dabei zu wie er sich durch den akustischen Lärmterror seinen Weg sucht.
Sie fahren einen Linienbus? Prima, dann haben auch Sie viele Möglichkeiten einen Blinden in Stress zu versetzen. Sehen Sie einen Blinden an einer Bushaltestelle stehen, dann fahren Sie mit dem Vordereinstieg so weit nach vorne, dass der Blinde zwischen beiden Türen steht. Er wird versuchen die vordere Tür zu erreichen, um Sie nach der Buslinie zu fragen. Je mehr Bäume oder Poller auf der Strecke bis dahin stehen, desto effektiver ist ihre Maßnahme. Ist er nun vorne angekommen, und fragt nach der Buslinie, müssen Sie nicht darauf antworten. Sagen Sie einfach Sätze wie „Steht doch drauf, oder „Wohin wollen Sie“. Auch ein „Steigen Sie ein“ ist in Ordnung. Wenn Sie die Möglichkeit haben die Haltestellenansage leise oder auszustellen, nutzen Sie das. Schließlich hat der Bus eine optische Anzeige.
Sie entscheiden als Stadtplaner die Installation einer Fahrradstraße? Gut, dann ist es auch für Sie sehr einfach einen Blinden in Stress zu versetzen. Sie brauchen nur dafür zu sorgen, dass derselbe Weg von Fahrrädern und Fußgängern gleichzeitig genutzt werden darf. Bei getrennten Wegen ist es besonders wichtig einen einheitlichen Straßenbelag mit kontrastarmen Unterscheidungsmerkmalen zu wählen. Vor Allem an befahreneren Straßen erzielen Sie durchschlagende Erfolge.

Das waren meine Anregungen von heute. Ich freue mich, wenn Ihnen diese Tipps im Zusammenleben und Stressen blinder Fußgänger weiterhelfen. Lassen Sie Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen an Ihren neuen Erkenntnissen teilhaben. Und wenn Sie weitere Ideen zum Stressen eines Blinden haben, dann schreiben Sie diese in die Kommentare. So haben alle was davon.

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Stoppt die Abschiebung des blinden Mheddin Saho

Zum ersten Mal wurde ich über Facebook auf Mheddin Saho aufmerksam. Irgendwann tauschten wir Kontaktdaten aus, und chatteten miteinander. Geplant war ein Interview über ihn und die Situation blinder Menschen in Syrien mit Informationen aus erster Hand. Aus Zeitgründen habe ich das bis jetzt nicht angehen können. Ich verfolgte das weitere Geschehen um Mheddin auf Facebook und in einigen Zeitungsberichten und finde, dass er sich einen Platz auf meinem Blog verdient hat.

Mheddin Saho ist 27 Jahre alt und von Geburt an blind. Er wurde in Syrien geboren. Dort hat er eine Schule für blinde Kinder besucht. Sein Glück war, dass seine Eltern einem höheren Bildungsstand angehören, und dass er als Junge zur Welt kam. Blinden Mädchen bleibt aus gesellschaftlichen Gründen der Zugang zu Bildung, die es dort nur in Form eines Internats gibt, verwehrt. Dort machte er also sein Abitur.
Vor sieben Jahren floh Mheddin aus der Syrischen Stadt Idlib. Sein Leben war durch Bomben und Krieg geprägt.
Nach der Schule ging Mheddin Saho in die Türkische Hauptstadt Ankara, um dort Anglistik zu studieren. Seinen Abschluss machte er mit Bestnote.
Anfang 2019 reiste er mit einem Touristenvisum nach Spanien. Ohne dort Asyl zu beantragen reiste er von dort aus nach Deutschland weiter. Sein Ziel war Rottenburg, weil dort ein Cousin lebt. Hier stellte er einen Asylantrag.
In Rottenburg fand er eine deutsche Gastfamilie, die ihm seitdem eine Heimat bietet. Da er keinen Status hat, bekam er keinen Deutschkurs. Er brachte sich die deutsche Sprache im Selbststudium bei, und studiert weiter Anglistik. Dort steht er kurz vor seinem Masterabschluß. „Ich bin der erste blinde Asylbewerber, der in Deutschland studiert“ , darauf ist er besonders stolz.
Seit Juli 2019 hat er bereits zwei Abschiebeversuche und Kirchenasyl hinter sich. Grund dafür ist, dass er erstmals in Spanien EU-Boden betreten hat. Dorthin soll er wieder zurückgeschickt werden. Die Behörden interessiert es herzlich wenig, dass er zu 100 % blind ist, und die Situation für blinde Menschen in Spanien sehr schlecht ist. Unterstützung durch Blindenvereine gibt es nur für spanische Staatsbürger, wenn es sie überhaupt gibt.
Mheddin ist gut integriert, engagiert sich ehrenamtlich bei der Caritas, und gibt Kindern Nachhilfe in Englisch. Seine Professoren und Kommilitonen halten große Stücke auf ihn.

Ich habe hier ein paar Artikel über Mheddin für Euch rausgesucht, die weiterführende Informationen enthalten:

Ich finde, dass jemand, der sich so engagiert und integriert, es einfach verdient hat in Deutschland bleiben zu dürfen. Wir reden nicht von einem Menschen, der die Hände in den Schoß legt, sondern von einem jungen Menschen, der aktiv das Beste aus seiner Situation macht. Daher bitte ich Euch die folgende Petition zu unterzeichnen, mit der wir erreichen wollen, dass Mheddin Saho nicht nach Spanien abgeschoben wird.
Hier der Text aus der Petition: „Mit meiner Unterschrift bitte ich den Bundesinnenminister, für den blinden Mheddin Saho geb. in Syrien am 03.01.1994, das BAMF anzuweisen, die Abschiebung nach Spanien zu stoppen, den Dublin-Bescheid aufzuheben sowie den Selbsteintritt Deutschlands in das Asylverfahren aus humanitären Gründen nach §17 der Dublin-Verordnung zu erklären.“

Ich bitte jede und jeden meiner Follower, der meine Meinung teilt die Petition Stoppt die Abschiebung des blinden Mheddin Saho zu unterzeichnen, damit sich noch mal mit dem Fall beschäftigt werden muss. Teilen ist hier ausdrücklich erwünscht.

Ich danke Euch jetzt schon. Eure Lydia