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Ein neuer Computer

Die meisten meiner Beiträge schreibe ich auf dem PC, weil ich hier die besseren Editiermöglichkeiten habe. Vor drei Jahren habe ich mir den letzten Rechner gekauft, der bereits zwei oder drei Jahre alt war. Inzwischen zeigt er trotz Wartung und Systempflege Alterserscheinungen.
Es wird also Zeit für einen neuen Rechner. Am liebsten ein mobiles Gerät. Es gibt einige Kriterien, die ein solches Arbeitsgerät erfüllen muss:
– Da ständig ein Vorleseprogramm im Hintergrund läuft, sollte der Rechner einigermaßen leistungsstark sein.
– Und weil ich ständig mit der Sprachausgabe arbeite, brauche ich einen internen Lautsprecher, der sich einigermaßen gut anhört.
– ein ganz wichtiges Kriterium ist die Anordnung der Tastatur, da ich weder mit der Maus noch mit einem Touchpad arbeiten kann.
– Und zum mobilen, flüssigen Arbeiten gehört auch, dass der Rechner eine gute Verarbeitung hat, und sich angenehm anfühlt.
Damit steht fest, dass ich ein solches Gerät nicht von der Stange bekomme, sondern durch entsprechende Fachgeschäfte touren muss, bis ich das Gerät gefunden habe, welches mir für die nächsten Jahre mein elektronischer Schreibbegleiter sein darf.

Da ich das momentan nicht aus eigener Kraft Stämmen kann, habe ich einen Spendenpool über PayPal eingerichtet. Vielleicht kriegen wir das zusammen in den nächsten Monaten hin. Wenn jeder, der meinen Beitrag gelesen hat, 1€ dazu gibt, und diesen Beitrag irgendwie verbreitet, könnte es evtl. klappen.

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Allgemein Alltag Bildung

Wie Technik mein Leben verändert hat

Mit neun Jahren bekam ich eine Sprechpuppe geschenkt, die ich mir so sehr gewünscht hatte. Am Bauch befand sich ein Knopf. Wenn ich den drückte, sang die Puppe ein Lied oder erzählte eine kleine Geschichte. Am Rücken befand sich eine Klappe, die man öffnen konnte, um die Platte mit dem Inhalt auszutauschen. Und wenn man die Puppe während des Singens schüttelte, dann leierte es ein bisschen. Damals fand ich das wahnsinnig faszinierend. Später lernte ich andere Puppen kennen, die lachen, weinen und sogar ein paar Schritte gehen konnten. Für das Kind in mir hatte das etwas Magisches an sich.
In der achten Klasse lernte ich die elektrische Schreibmaschine kennen. Bisher hatte ich auf mechanischen Schreibmaschinen geschrieben. Ich lernte, dass ich weniger fest drücken musste, wenn ich auf der elektrischen Schreibmaschine schrieb. Die meiste Zeit schrieb ich auf der mechanischen Schreibmaschine, weshalb ich noch heute einen recht festen Tastaturanschlag habe.
Im Alter von 20 Jahren kam der erste PC in mein Leben. Gemeinsam mit einem Drucker, einem großen Notizgerät und einer 10 Finger-Tastatur nebst Bildschirm war der Schreibtisch ziemlich belegt. Heute, 30 Jahre später steht nur noch ein Notebook mit Braillezeile auf meinem Schreibtisch. Der Monitor ist so schmal, dass er nicht mehr so viel Platz wegnimmt. Und den Drucker brauche ich nur noch selten, da ich viele Dinge nicht mehr auf dem Postweg erledigen muss, sondern per E-Mail. Und wenn ich verreise, dann kann ich das Notebook und die Braillezeile mitnehmen, und habe alles Nötige dabei.
1995 zog das erste Mobiltelefon bei mir ein. Ich weiß noch, wie ich mich erschrocken habe, als es im Bus klingelte. Heute ist das völlig normal, wenn Handys klingeln. Die Geräte wurden immer kleiner, die Technik immer besser. Im Jahr 2000 wollte ich unbedingt lernen SMS zu schreiben. Also habe ich mir versucht mit sehender Hilfe die Tastenfolge für Aufrufen und Absenden der SMS zu merken. Buchstäblich im Blindflug, da es noch kein Mobiltelefon mit Sprachsoftware gab. Das erste dieser Art zog viele Jahre später bei mir ein. Ein handelsübliches Nokia plus einer zugekauften Software, die mehr kostete als das Telefon selbst. Aber ich konnte damit meine Kontakte verwalten, SMS schreiben und Notizen machen. Mit der Zeit kamen immer mehr Funktionen dazu.
2012 kam das erste iPhone in mein Leben. Bisher konnte ich mir die Bedienung eines Touchscreen überhaupt nicht vorstellen. Heute ist es aus meinem Leben gar nicht mehr wegzudenken. Die meisten Dinge, die ich früher nur am PC erledigt hatte, konnte ich jetzt da erledigen, wo ich gerade war. Nachrichten schreiben, eine E-Mail beantworten, auf Facebook gehen. All das war auf einmal möglich. Wenn ich zuhause einen Text geschrieben habe, kann ich diesen in meinem Lieblingskaffee oder im Zug am Smartphone weiterbearbeiten.
Ein weiterer Aspekt sind diverse Möglichkeiten der Navigation, die mir bei der Mobilität helfen. Einen Weg selbständig finden, nach dem nächsten Bus schauen oder mir ein Taxi bestellen, welches mich hier an meinem Standort abholt, sind Hilfen, die ich zu schätzen gelernt habe.

Fazit, mich hat die immer kleiner werdende Technik unabhängiger vom Standort gemacht. Und sie erlaubt mir in vielen Bereichen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit.

Mit diesem Text nehme ich an der Blogparade der Bloggerkollegen von Anders und doch gleich zum Thema Wie Technik mein Leben verändert teil.

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Allgemein Alltag Bildung unterwegs

Blind am PC arbeiten, anders oder gleich

Der PC spielt in meinem Leben eine bedeutende Rolle. Ich arbeite zwar weder im IT-Bereich, noch irgendwo anders in der Computerbranche. Dennoch ist der PC für mich eines meiner wichtigsten Hilfsmittel im Alltag. Im Grunde ist er ebenso wichtig wie meine erste Tasse Kaffee am frühen Morgen, ohne die ich normalerweise keinen Tag vernünftig beginne.
Mein erster PC war tatsächlich so ein großes Teil mit Gehäuse, welches man nicht einfach so mitnehmen konnte. Damit war mein Schreibtisch immer vollgestellt. Denn nicht nur der Bildschirm, die Tastatur und der PC mussten darauf Platz finden, sondern auch ein Drucker und ein Scanner. Links und rechts vom Bildschirm kam noch je ein kleiner Lautsprecher für die Sprachausgabe. Eine Braillezeile kam so unter die Tastatur, dass ich mit den Händen einen möglichst kurzen Weg von der Tastatur zur Brailleschrift hatte. Wenn ich Platz auf meinem Schreibtisch haben wollte, musste ich den Rechner irgendwie unter den Tisch platzieren.
Später ersetzte ich den großen Rechner durch ein Notebook, wodurch ich nicht nur Platz auf dem Schreibtisch sparte, sondern auch ein mobiles Gerät hatte. Der PC ist mein Schreib- und Lesegerät. Im Gegensatz zu nicht blinden Computernutzern schreibe ich alles das über den PC auf, was sehende Personen mit einem Stift und Notizbuch festhalten. Wenn ich das mache, wird es ziemlich unleserlich. Vor Allem aber kann ich meine eigene Handschrift nicht mehr lesen. Daher tue ich mir und anderen den Gefallen alles mit dem PC aufzuschreiben. Das passiert mittels einer herkömmlichen Tastatur. Auf den Schulen für blinde Kinder ist das Beherrschen der Zehnfingertastatur ein Pflichtfach. Damit kann ich auf jedem PC mit fühlbaren Tasten schreiben. Nur bei Sondertasten muss ich mir einmal erklären lassen, wo diese liegen, da ich die Symbole und Beschriftung nicht sehen kann

Sprachausgabe.

Auf dem PC läuft eine Software im Hintergrund, die Veränderungen auf dem Bildschirm bzw. Tastatureingaben abgreift, und diese für mich wahrnehmbar macht. D. h. die Buchstaben, Sonderzeichen oder Wörter werden gesprochen. Ich kann einstellen wie genau ich die Eingabe auf der Tastatur gesprochen haben will. Gleiches gilt auch für eine Datei, die ich zum Lesen öffne. Ich kann einstellen was ich genau hören möchte. Denn es macht einen Unterschied, ob ich Fließtext höre, oder eine Excel Tabelle. Diese Programme nennt man Screen Reader.

Braillezeile

Gerade wenn ich einen Text Korrektur lese, brauche ich ihn buchstäblich unter den Fingern. Dafür gibt es die Braillezeile. Diese zeigt einen Ausschnitt in Brailleschrift, den ich beliebig über den Bildschirm verschieben kann. Denn manche Fehler hört man mit der Sprachausgabe nicht, während man sie in einer eins zu eins Übertragung auf der Braillezeile fühlt.
Wenn man vernünftig arbeiten möchte, braucht man einen Screen Reader, der die Informationen in Echtzeit liefert. Und da dieser Ressourcen braucht, ist es wichtig, dass mein PC die entsprechende Leistung und Arbeitsspeicher mitbringt.

Wie kommt das Geschriebene auf das Papier?

Wenn ich meine Briefe oder Notizen in meiner Textverarbeitung geschrieben habe, schicke ich diese an meinen Drucker. Die Wahl des Ausgabegeräts ist hier Geschmacksache. Für mich ist allerdings wichtig, dass ich diesen durch fühlbare Tasten bedienen kann. Mit einem Touchdisplay welches in der Regel nicht spricht, kann ich nichts anfangen.

Dokumente und Briefe.

Auch der Scanner steht nicht nur zur Dekoration auf meinem Schreibtisch. Ihn benutze ich, wenn ich gedruckte Briefe bekomme, welche ich einscanne, über eine OCR-Software laufen lasse, und diese dann in Sprache oder Brailleschrift umwandeln lasse. Denn viele Ämter, Krankenkassen oder andere Institutionen kriegen es nicht hin mir ein Schreiben auf elektronischem Weg zukommen zu lassen. Datenschutz ist hier das Totschlagargument gegen Barrierefreiheit für blinde Computernutzer. Vielleicht sollte ich ihnen meine Antworten künftig in Brailleschrift zuschicken.
Den Scanner nutze ich aber auch gern, um mir Dokumente unter einem sprechenden Namen zu archivieren, oder per E-Mail zu verschicken. Früher habe ich das auch schon mal genutzt, um eine handschriftliche Mitteilung oder Ankreuzformular einem Freund zu schicken, der mir dann die Angaben abschrieb, und per E-Mail zurück schickte. Denn Handschrift wird noch immer von keinem OCR-Programm zuverlässig erkannt. Genauso wenig wie die Ankreuzformulare meiner Krankenkasse. Wenn ich heute solche Dokumente habe, geht es schneller, wenn ich ein entsprechendes Foto über mein Smartphone mache, und es verschicke.

Fazit.

Für blinde Computernutzer, die überall in der Lage sein wollen, sich etwas zu notieren, ist ein portabler Computer unerlässlich. Meiner steht in einer Dockingstation. Damit ich nicht jedes Mal, wenn ich ihn mitnehme das gesamte Equipment neu verkabeln muss. Denn wenn ich unterwegs bin, dann reichen mir der PC und ggf. meine Braillezeile.
Im vergangenen Jahr habe ich die Brailleeingabe auf dem iPhone für mich entdeckt. Damit kann ich überall schnell und sicher schreiben. Das hat mich etwas unabhängiger von meinem PC gemacht, den ich allerdings gern zuhause für die Feinarbeit benutze. Für das Smartphone spricht jedoch, dass es besser in meine Handtasche passt. Den PC nehme ich nur noch dann mit, wenn ich längere Zeit unterwegs bin. Ansonsten tut es das Smartphone. Wenn ich weiß, dass ich längere Texte schreiben muss, nehme ich eine Tastatur mit, die sich mit meinem mobilen Gerät koppeln lässt. Gepaart mit einer Braillezeile bin ich bestens ausgerüstet.

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Allgemein

Das brauche ich zum blind Bloggen

Es muss wohl im Sommer 2016 gewesen sein als ich einen meiner Blogbeiträge auf Facebook teilte.

Ich bekam ein paar Likes und Kommentare dazu. Die meisten lobten meine Arbeit. An einen Kommentar erinnere ich mich genau, da dieser darauf hinwies, dass mein Beitrag zwar einige Rechtschreibfehler enthält, dafür aber ganz gut sei. Jedenfalls für mich als blinde Schreiberin. Okay, den Hinweis auf Fehler finde ich grundsätzlich gut. Dann habe ich die Chance diese zu beseitigen. Nur nicht in einem als öffentlich deklarierten Beitrag auf Facebook. Und schon gar nicht den Hinweis, dass der Text für einen Blinden ganz gut geschrieben sei. Das hörte sich an wie „Bei Blinden geht man von mangelhafter Rechtschreibung aus“. Und das fand ich dann doch nicht so prickelnd.

Damals wurschtelte ich ganz alleine auf meinem Blog herum. Also nahm ich mir die App von WordPress vor, und versuchte die entsprechenden Tippfehler auszumerzen. Dabei stellte ich fest, dass dies nicht möglich war. Ich bekam nicht die Stelle vorgelesen, an der ich mich befand, sondern was ganz anderes. Also nahm ich mir meine Ursprungsdatei vor, beseitigte die Tippfehler, und setzte sie erneut ein. Und da auch hierbei die Zusammenarbeit mit dem Screen Reader Voiceover nicht funktionieren wollte, war das ein zeitintensives Unterfangen. Erst recht, da WordPress für mich noch etwas Neuland war. Ich habe dann den Support angeschrieben, und hoffe bis heute, dass die Navigation etwas besser funktioniert.

Auf dem PC funktioniert es teilweise, nur nicht mit dem Screen Reader, den ich am besten kenne. Daher habe ich irgendwann entschieden, dass mich diese Arbeiten zu viel Zeit kosten. Ich schreibe meine Beiträge, und gebe den Rest an eine sehende Assistenz ab. Diese schafft es in einem Bruchteil der Zeit Formatierungs- oder Tippfehler auszumerzen, den Beitrag an die richtige Stelle einzusetzen, und Fotos nachzubearbeiten und an die richtige Stelle zu setzen. Sobald das geschehen ist, lese ich noch mal drüber, füge Schlagwörter oder andere Details ein, und kann den Beitrag dann guten Gewissens veröffentlichen.

Was muss die Assistenz mitbringen?
Ich brauche jemanden, der gute PC-Kenntnisse hat, eine gute Rechtschreibung und eine Idee davon wie ich arbeite. Und ganz wichtig: Vertrauen zu der Person, die hier Beiträge aus meinem Alltag bearbeitet. Und da mein Blog regelmäßig erweitert wird, brauche ich hin und wieder jemanden, der an meiner Seite bastelt. Diese Hilfen kaufe ich mir gern ein.

Unter meinen Lesern habe ich welche, die meine Beiträge verlinken, teilen, oder mich finanziell unterstützen, ohne etwas dafür zu bekommen. Das möchte ich ab sofort ändern. Damit ich weiterhin gute Beiträge machen kann, brauche ich diese Unterstützung. Daher habe ich mir ein paar Dinge überlegt, die ich als Gegenleistung für finanzielle Unterstützung anbieten kann. In einem Werbespot käme jetzt die Stimme, die ganz enthusiastisch sagt: „Ab 5 € seid Ihr dabei“. Und da ich selbst nur selten auf solche Stimmen reagiere, habe ich die Möglichkeiten und was Ihr für welche Unterstützung von mir bekommt, direkt auf Steady erklärt.

Was ist Steady eigentlich?
Steady ist eine Crowdfunding-Plattform der etwas anderen Art. Wie beim normalen Crowdfunding stellen die einen ihre Projekte vor und die anderen entscheiden, ob sie das Projekt finanziell mit kleinen Geldbeträgen unterstützen möchten. Beim üblichen Crowdfunding ist es so, dass das versprochene Geld dann einmalig ausgezahlt wird. Das passiert aber nur dann, wenn die Wunschsumme des Projekt-Einstellers bis zum vorher dafür festzulegenden Zeitpunkt erreicht wird. Ansonsten war alle Mühe umsonst und sowohl die potenziellen Unterstützer, als auch der Projektinhaber sind bitter enttäuscht.

Bei Steady gibt es ein anderes Konzept. Steady zieht das Geld sofort ein und zahlt das für den laufenden Monat gesammelte Geld dann im Folgemonat an die Projektinhaber aus. Und das passiert unabhängig davon, ob das jeweilige Ziel schon erreicht wurde oder noch nicht. Steady bietet mir die Möglichkeit, meinen Unterstützern dafür verschiedene Abo-Pakete anzubieten. Die Pakete können dabei so einfach gekündigt werden, wie Du sie abschließt, online, mit ein paar Klicks. Alle von mir angebotenen Steady-Pakete sind Pakete mit monatlichem Abonnement. Sie können daher auch monatlich gekündigt werden. Meine Steady-Unterstützer bekommen als Dankeschön von mir unterschiedliche Gegenleistungen. Welche das sind, hängt davon ab, für welches Abo-Paket Du Dich entscheidest. Wenn Du diesem Link folgst, erfährst Du mehr darüber.

Unterstütze mich auf Steady

Ich freue mich, wenn auch Du mich unterstützt!

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Allgemein Alltag Bildung blinde Eltern

Ranzenpost und Formulare bei blinden Eltern

Meine erste E-Mail-Adresse bekam ich 2003, gemeinsam mit einer Einführung in die Bedienung eines E-Mail-Programms und meinen ersten Gehversuchen im Internet. Eigentlich geschah das mehr aus Neugierde, als aus einer Notwendigkeit heraus. Denn bisher reichten mir für das, was ich zu tun hatte, die Kommunikation in Form von Telefon, Fax oder Papierpost. Gedruckte Briefe ließ ich mir entweder vorlesen, oder ich scannte sie ein, und ließ meinen Computer die gedruckten Buchstaben in Sprache oder Braille umwandeln. Und wenn ich etwas verschickte, dann schrieb ich diesen am PC, druckte ihn aus, oder schickte ihn per Fax weg. Gepaart mit dem guten alten Telefon war das für mich die Vorgehensweise, mit der ich gut gelebt habe.

Mit dem Einzug von E-Mail vereinfachte sich für mich die schriftliche Kommunikation. Bekam ich eine Info per Mail, brauchte ich diese nicht mühsam einzuscannen, und mögliche Fehlerquellen bei der Texterkennung einzukalkulieren. Ich hatte die Info quasi sofort. Es ersparte mir also nicht nur Papier, sondern auch viel Zeit. Denn Briefe in Papierform wollten eingescannt, in Braille beschriftet und richtig abgeheftet werden. Bei der E-Mail reichte eine übersichtliche Ordnerstruktur, um diese gezielt wiederzufinden. Außerdem besitzt mein PC eine Suchfunktion, mein Ordnerregal jedoch nicht.

Als meine Kinder in den Kindergarten kamen, bat ich die Mitarbeiter mir schriftliche Mitteilungen per E-Mail zu schicken. Das klappte mehr schlecht als recht. Für mich wäre es eine große Erleichterung gewesen. Denn ich kann Anhand eines Papiers, das im Fach meines Kindes liegt, nicht feststellen, ob es sich um ein gemaltes Bild oder einen Elternbrief handelt. Und ich kann auch keine Aushänge lesen. Ich musste viel fragen, und hoffen, dass mir keine wichtige Information, wie ein außerplanmäßiger Schließungstag, ein Elternabend oder ein „Wir haben Läuse im Haus“ entging. Manchmal halfen mir andere Eltern bei der Informationsbeschaffung.

Als meine Kinder in die Grundschule kamen, bekam ich immer mehr das Gefühl, das die Lehrkräfte E-Mails mehr fürchten als der Teufel das Weihwasser. Die einzige Mitarbeiterin, die ab und zu an mich dachte, war eine Mitarbeiterin im Sekretariat, die mir Mails schickte. Ein Lehrer meines Sohnes rief ab und zu an, wenn es ein Problem gab. Auch damit konnte ich gut leben. Aber oft genug musste ich mir anhören, dass die Kinder alt genug seien, um die Ranzenpost bei den Eltern abzugeben, oder das Elternheft zu zeigen.

Es gibt mehrere Informationsquellen, die man als Elternteil überblicken können muss. Da wäre einmal das Mitteilungsheft an die Eltern, in welches handschriftliche Mitteilungen gemacht werden können. Manche Lehrkräfte möchten, dass diese von den Eltern abgezeichnet werden. Dann gibt es die Elternmappe, in die das Kind Briefe der Schule oder Lehrkraft abheften soll. Und dann gibt es die losen Blätter, die viele Kinder vergessen in eben diese Mappe einzuheften. Und das sollen wir Eltern nach Möglichkeit kontrollieren. Denn mal Hand aufs Herz, wessen Kind im Grundschulalter ist so gewissenhaft, und gibt diese zuverlässig zeitnah an die Eltern weiter?

Eine sehende Mutter hat die Wahl selbst in den Schulranzen zu schauen oder die Verantwortung auf das Kind zu übertragen. Sie kann erkennen, ob es sich um ein Schreiben oder ein bemaltes Stück Papier handelt, ob etwas auszufüllen oder zu unterschreiben ist. Das kann ich nicht. Handschriftliche Mitteilungen sind für mich selbst mit meinen technischen Hilfsmitteln unlesbar. Eine Information, die per E-Mail zu mir kommt, kann ich ohne fremde Hilfe bearbeiten. Und da die meisten Elternbriefe ohnehin am PC erstellt werden, ist es kein Mehraufwand diese per E-Mail zu versenden.

Der Hort meiner Kinder hat das verstanden, und mir bei der Informationsbeschaffung geholfen. Für die Post aus der Grundschule fand ich Hilfe bei Miteltern oder bezahlte mir eine entsprechende Hilfe, die den Schulranzen regelmäßig durchsah.

Schwieriger wurde es auf der weiterführenden Schule. Hier gab es noch mehr Informationsquellen. Der Klassenlehrer meiner Tochter hat mir zu dem Zeitpunkt einen wertvollen Luxus geboten, indem er die Informationen für mich sammelte und lesbar machte. Ich besuchte den Elternsprechtag, und erklärte mehreren Lehrkräften, dass es schneller geht, wenn er oder sie per E-Mail mit mir Kontakt aufnimmt. Und die meisten verstanden das. Und das war auch gut so, da meine Kinder die Ordnung zeitweise nicht als ihren besten Freund ansahen.

Problematisch war die Kommunikation mit der Sorte Lehrkräfte, welche die Meinung vertraten, dass ein Kind in dem Alter selbst darauf achten müsse, dass die Informationen zu den Eltern kämen. Meine Bitte mir die für uns Eltern bestimmten Informationen in einer für mich als Eltern wahrnehmbaren Form zu Verfügung zu stellen artete auch schon mal in eine Grundsatzdiskussion über Selbstverantwortung der Kinder aus. Dabei sind wir einer Meinung, nämlich, dass Kindern ein bestimmtes ihrem Alter entsprechendes Maß an Verantwortung übertragen sollten. Dem gegenüber steht jedoch, dass ich meine Pflichten als Eltern wahrnehmen muss. Und das setzt vorraus, dass ich Informationen, die an mich als Eltern gerichtet sind, auch ohne die Hilfe meiner Kinder wahrnehmen kann. Das brauche ich, um meine Kinder auf dem Weg in ein selbständiges Leben zu unterstützen.

Meine Kinder sind inzwischen beinahe erwachsen, und können selbst darauf achten, dass ich relevante Informationen bekomme. Aber da draußen gibt es noch ganz viele Eltern, deren Kinder das noch nicht können. Und diese freuen sich über Mitteilungen ohne Barrieren.

Liebe Lehrer, Erzieher und alle Anderen, die mit Kindern blinder Eltern zu tun haben könnten!

Mitteilungen per Ranzenpost stellen eine Barriere dar, eine E-Mail oder ein Anruf der Schule nicht. Vor Allem macht Ranzenpost abhängig. Nämlich davon, dass das Kind diese abliefert, und davon, dass ein Formular nicht eigenhändig ausgefüllt werden kann. Und ich glaube nicht, dass das im Sinne des Lehrauftrags ist. Einfach fragen, und gemeinsam eine Lösung finden. Allerdings hören wir blinden Eltern Sätze wie „Das kann Ihnen jemand vorlesen“, oder „ihr Kind kann das ja machen“ überhaupt nicht gern. Denn auch wir sind in erster Linie Eltern mit Pflichten. Und unsere Kinder sind nicht dazu da, um die Behinderung zu kompensieren.

Eure Lydia