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Allgemein Zu Gast auf lydiaswelt

Suche nach einer barrierearmen Lampe

Nina Schweppe lernte ich während eines Telefonvortrags bei der Blindenselbsthilfe kennen. Heute ist sie meine Gastautorin.

Nina Schweppe ist zertifizierte Ernährungs- und Schlafberaterin. Mit ihrem eigenen Business unterstützt sie Menschen dabei, im Einklang mit ihren persönlichen biologischen Rhythmen einen gesundheitsfördernden Lebensstil zu pflegen und dadurch einen guten erholsamen Schlaf und eine schier unerschöpfliche Energie zu haben, um mit Leichtigkeit und Freude den Alltag zu bewältigen.
In Einzelcoachings, Kursen und Vorträgen vermittelt Sie das nötige Wissen und zeigt an praktischen Beispielen auf, wie sich das Gelernte leicht in den Alltag einbinden lässt.
Weiter setzt sie sich dafür ein, dass digitale Gesundheitsanwendungen und Medizingeräte barriereärmer und somit zugänglicher für Menschen mit Behinderungen werden.

Nicht einmal Licht bekommt man barrierefrei ☹️😒😞

„Oh, ich kann Sie plötzlich nicht mehr richtig sehen!“ bemerkte ein Geschäftspartner in einer Videokonferenz.

Ok!

Also erst einmal mit dem Computerfachmann die Lage checken. Am Laptop ist alles ok und alle Energiesparpläne sind deaktiviert. Daran kann es nicht liegen.

Also eine Ringleuchte!

Der Besuch im hiesigen Elektromarkt glich einer Schnitzeljagd.

Was brauche ich, wenn ich als blinde Geschäftsfrau Licht für meinen Arbeitsplatz brauche?

Ich brauche zuverlässig ausreichend Licht. – Ohne Dimmer, ohne Farbveränderung, ohne Intelligenz. Einfach nur Licht an oder aus.

Warum?

Weil mir die Sichtkontrolle fehlt. Ich muss mich auf die Lampe verlassen können, dass sie einfach tut, was eine Lampe tut. Nicht kaffeekochen oder telefonieren, sondern einfach nur meinen Arbeitsplatz beleuchten.

Verrückt!

Die Lampen haben alle ein Touchdisplay. So können alle einfach durch das Antippen … nur ich nicht. Denn weil ich die Tasten nicht sehen kann, kann ich auch nicht tippen, um das Licht einzuschalten.

„Was sie suchen gibt es nicht.“, sagte der Verkäufer, und wollte mich in den nächstgelegenen Baumarkt schicken. Dieser aber liegt im Industriegebiet und ist für mich als Blinde, ich kann weder Auto noch Rad fahren, nicht erreichbar.

Muss ich als blinde Geschäftsfrau mich wirklich mit einer schrammeligen Lampe aus dem Baumarkt zufrieden geben in meinem professionell ausgestatteten Büro?

Nein! muss ich nicht. Mein netter Verkäufer wurde kreativ und fand eine einfache Schreibtischleuchte. Diese kann nichts, ist dafür aber teurer als die preisgünstigsten Ringleuchten.

Warum poste ich dieses Erlebnis?

Nicht, weil ich bemitleidet werden möchte. Auch nicht, weil die Welt ja ohnehin schon so schrecklich ist, dass ich noch etwas Nerviges dazu beitragen muss.
Ich poste dies, weil ich Sie, liebe Anbieter da draußen darauf aufmerksam machen möchte, dass es immer wieder Verbraucher geben wird, die aus verschiedensten Gründen einfache Geräte mit mechanisch, haptisch erfahrbaren Schaltern benötigen.
Meine Schreibtischlampe ist nur ein Beispiel.

Viel schlimmer ist für mich, dass ich meinen blinden Kunden, die dringend auf Lichttherapielampen angewiesen sind, auch bald vermutlich nichts mehr empfehlen kann, weil genau diese Entwicklung sich auch dort vollzieht.
Wir brauchen Produkte, die uns ermöglichen, einfach therapeutisches Licht zu haben, oder es einfach auszuschalten.

Bitte haben Sie alle immer im Hinterkopf, dass es immer mal Menschen gibt, die bestimmte Dinge nicht können.

Ich hätte nie gedacht, dass ich bzgl. einer simplen Leuchte um Barrierefreiheit und Teilhabe würde bitten müssen.

Was denken Sie, ist es nicht manchmal auch für Menschen ohne eine #Barrierefreiheit #einfach Licht #Zugänglichkeit #leichte Bedienung #mechanische Schalter #Inklusion Behinderung einfacher, ein Produkt ohne Schnick und Schnack zur Verfügung zu haben?

Vielen Dank an Nina für ihren Erfahrungsbericht. Wer sie näher kennenlernen möchte, dem lege ich ihre Homepage ans Herz.

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Allgemein Sport und Freizeit

Über mein Hobby Töpfern

Töpfern kannte ich vor Allem aus meiner Schulzeit. Da bekam man eine Kugel aus Ton in die Hand, und dann hieß es: „Macht mal was draus“. Die Arbeiten, die dabei herauskamen, waren meist irgendwelche Phantasiegebilde oder Gefäße, die ich mir beim besten Willen nicht in die Wohnung stellen würde. Grob, unförmig und alles andere als dekorativ. Diese Erfahrung begleitete mich bis vor beinahe zwei Jahren. Eine meiner Freundinnen ging regelmäßig zum Töpfern, und versuchte mich zu überreden mir das mal anzusehen. Und irgendwann tat ich ihr den Gefallen. Vielleicht, damit Ruhe war, vielleicht auch, weil ich gerade nichts Besseres zu tun hatte. Ich weiß es heute nicht mehr.
Da ich die Frage, was ich denn gern machen wollte, nicht beantworten konnte, bekam ich eine Gipsschüssel als Vorlage, die ich mit kleinen Kugeln belegte. Anschließend habe ich die Innenseite glatt gestrichen. Nach dem Brennen war die Innenseite relativ glatt, und außen konnte man die Kugelstruktur erkennen. Und nachdem das gute Stück glasiert wurde, fühlte es sich richtig schön glatt an. Zuhause stand die Schüssel lange Zeit auf meinem Tisch im Wohnzimmer.
Inzwischen hatte ich Blut geleckt. Ich lernte unterschiedliche Techniken kennen, um Ton zu formen. Ich lernte, dass man mit Vorlagen arbeiten konnte, um eine bestimmte Form zu bekommen. Diese Vorlagen konnten eine Konservendose, eine Frischhaltedose oder was auch immer aus dem täglichen Gebrauch sein. Man konnte mit Kugeltechnik arbeiten, aber auch mit dünnen Würstchen, oder auch mit Formen, man ausstechen konnte. Irgendwann entdeckte ich, dass man auch mit dem Ausrollen einer Platte und einer Vorlage bestimmte Formen herstellen konnte.
Mit dem Handwerkszeug kamen auch die Ideen. Eine davon war eine Schüssel möglichst vor dem Brand so glatt zu polieren, dass sie sich wie glasiert anfühlte. Ich probierte mit glatten Steinen, Teelöffel und so weiter herum. Die Ergebnisse gefielen mir immer besser. Allerdings habe ich doch nicht auf die Glasur verzichtet. Dafür wurden meine Arbeiten immer dünner. Das Ausrollen einer Platte von 2 mm Stärke ging mir immer besser von der Hand. Diese dann in eine Vorlage zu bekommen und später auch im Ganzen wieder heraus, glich manchmal einem Pokerspiel. Aber ich liebte es Töpferarbeiten herzustellen, die ich gern anfassen mochte. Auch wenn das bedeutete stundenlang an einem Stück mit Polieren beschäftigt zu sein.
Zwischendurch habe ich mich auch am freihändigen Modellieren versucht. Auf diese Weise sind beispielsweise Duftlampen entstanden. Einmal ist mir sogar eine Katze gelungen. Aber an Tieren usw. habe ich keine Freude. Ich habe es eher mit praktischen Dingen wie Gefäßen aller Art.
Zurzeit experimentiere ich mit der Herstellung von Gegenständen aus dünnen Würstchen. Diese versuche ich so dünn wie möglich aus der Hand zu formen, und sie so zusammenzusetzen, dass ich eine bestimmte Figur erreiche. Am Ende wird dann mit einem Messer oder einem anderen Werkzeug noch etwas nachgebessert. So lassen sich filigrane Seifenschalen, Dosen oder Zahnputzbecher formen. Und wenn diese auch noch wasserdicht sein sollen, dann muss man von innen den Ton gut verstreichen.

Bei all meinen Arbeiten ist es mir wichtig, dass das Endergebnis nicht nur gut aussieht, sondern sich auch für mich gut anfühlt. Dieses bisschen Perfektionismus leiste ich mir gern.

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Allgemein Alltag Haushalt

Haushaltsgeräte blind bedienen

1996 zog ich in eine eigene Wohnung. Und zum ersten Mal stellte sich die Frage nach dem Kauf einer Waschmaschine. Also fuhr ich mit einem Bekannten in ein entsprechendes Geschäft, suchte mir ein Gerät aus, welches mein Bankkonto genehmigte, und welches mir gefiel, und fertig. Die Maschine hatte zwei Drehregler, einen für die Temperatur und einen für die Schleuderzahl. Und dann waren noch ein paar Knöpfe, die man für Vorwäsche, Kurzwaschgang usw. drücken konnte.
Als ich heiratete, zog eine Spülmaschine bei uns ein. Diese hatte einen Drehregler, mit dessen Hilfe man das Programm festlegen konnte. Dieser hatte eine fühlbare Struktur, so dass ich das „gewünschte Programm“ selbst einstellen konnte.
So ähnlich war auch mein Herd beschaffen, der mich viele Jahre begleitet hat. Er besaß vier Kochplatten, die jeweils einen Drehregler hatten. Und zwar so, dass eine eindeutige Stellung für die jeweilige Temperatur erkennbar war. Ich brauchte also nicht zu sehen, um ihn gezielt einzustellen. Ebenso hatte der Backofen zwei Regler. Der eine legte die Backtemperatur fest, der andere schaltete zwischen Heißluft usw. um.
Unsere Mikrowelle hatte drei Regler, die man drehen konnte. Einen für die Power, einen für die Zeit, und einen, um das Programm einzustellen. Anfangs brachte ich fühlbare Pfeile aus Dymoband an. Später brauchte ich diese nicht mehr, weil ich das Gerät sehr gut kannte.
2005 brauchten wir eine neue Waschmaschine. Jetzt sah die Suche ganz anders aus. Auf der Suche bekam ich viele Maschinen zu sehen, die Menügesteuert waren, keine eindeutigen Knöpfe hatten, oder andere Tücken hatten. Damals kannte ich einen Händler, der gebrauchte Geräte aufarbeitete und verkaufte. So bekam ich noch eine Maschine, die ich eigenständig bedienen konnte, und die für einen guten Preis zu haben war. Ähnlich schwer gestaltete sich ein paar Jahre später die Suche nach einer Spülmaschine, die ohne eine displaygeführte Steuerung auskam.
Als meine Waschmaschine vor zwei Jahren unerwartet das Zeitliche segnete, stand ich vor einem echten Problem. Woher sollte ich eine Waschmaschine bekommen, die ich bedienen konnte? Die meisten neuen Modelle arbeiten mit einem Menü oder mit Tasten, die nicht fühlbar sind, oder auf bloße Berührung reagieren. Es gibt nur wenige Hersteller, deren Geräte für blinde Menschen bedienbar sind. Und so dauerte die Suche etliche Tage, bis ich eine Waschmaschine gefunden hatte.
Während ich mir 1996 die Maschine nach Preis und Geschmack aussuchen konnte, habe ich heute, mehr als 20 Jahre danach, nur eine eingeschränkte Auswahl. Dieses Problem zieht sich durch alle möglichen Haushaltsgeräte. Ich kann also nicht einfach in ein Küchenstudio, einen Baumarkt oder Fachgeschäft für Haushaltsgeräte gehen, mir eines aussuchen und gut. Für mich spielt in erster Linie die Zugänglichkeit zu den Funktionen eine entscheidende Rolle.
Für mich sind Geräte mit eindeutig zugeordneten Funktionen wichtig. Wenn ich den Knopf X drücke, löse ich eine bestimmte Funktion aus. Wenn der Regler mit der Spitze nach oben steht, habe ich das Programm XY angewählt. Und wenn ich die Maschine einschalte, stehen alle Regler auf derselben Stellung, die ich mir einmal einpräge.
Eine Alternative für mich ist eine Bedienung durch ein Smartphone. Diese setzt aber voraus, dass die entsprechende App barrierearm programmiert wurde, und somit von einem Screen Reader ausgelesen werden kann.

Mit diesem Text nehme ich an der Blogparade der Bloggerkollegen von Anders und doch gleich zum Thema Wie Technik mein Leben verändert teil. Zu diesem Thema habe ich bereits den Beitrag Wie Technik mein Leben verändert hat geschrieben.

Und wie sehen Eure Haushaltsgeräte aus? Haben sie drehbare Regler, eine Menüsteuerung oder Tasten, die sofort auf Berührung reagieren? Schreibt das einfach mal in die Kommentare.

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Allgemein Alltag Bildung

Wie Technik mein Leben verändert hat

Mit neun Jahren bekam ich eine Sprechpuppe geschenkt, die ich mir so sehr gewünscht hatte. Am Bauch befand sich ein Knopf. Wenn ich den drückte, sang die Puppe ein Lied oder erzählte eine kleine Geschichte. Am Rücken befand sich eine Klappe, die man öffnen konnte, um die Platte mit dem Inhalt auszutauschen. Und wenn man die Puppe während des Singens schüttelte, dann leierte es ein bisschen. Damals fand ich das wahnsinnig faszinierend. Später lernte ich andere Puppen kennen, die lachen, weinen und sogar ein paar Schritte gehen konnten. Für das Kind in mir hatte das etwas Magisches an sich.
In der achten Klasse lernte ich die elektrische Schreibmaschine kennen. Bisher hatte ich auf mechanischen Schreibmaschinen geschrieben. Ich lernte, dass ich weniger fest drücken musste, wenn ich auf der elektrischen Schreibmaschine schrieb. Die meiste Zeit schrieb ich auf der mechanischen Schreibmaschine, weshalb ich noch heute einen recht festen Tastaturanschlag habe.
Im Alter von 20 Jahren kam der erste PC in mein Leben. Gemeinsam mit einem Drucker, einem großen Notizgerät und einer 10 Finger-Tastatur nebst Bildschirm war der Schreibtisch ziemlich belegt. Heute, 30 Jahre später steht nur noch ein Notebook mit Braillezeile auf meinem Schreibtisch. Der Monitor ist so schmal, dass er nicht mehr so viel Platz wegnimmt. Und den Drucker brauche ich nur noch selten, da ich viele Dinge nicht mehr auf dem Postweg erledigen muss, sondern per E-Mail. Und wenn ich verreise, dann kann ich das Notebook und die Braillezeile mitnehmen, und habe alles Nötige dabei.
1995 zog das erste Mobiltelefon bei mir ein. Ich weiß noch, wie ich mich erschrocken habe, als es im Bus klingelte. Heute ist das völlig normal, wenn Handys klingeln. Die Geräte wurden immer kleiner, die Technik immer besser. Im Jahr 2000 wollte ich unbedingt lernen SMS zu schreiben. Also habe ich mir versucht mit sehender Hilfe die Tastenfolge für Aufrufen und Absenden der SMS zu merken. Buchstäblich im Blindflug, da es noch kein Mobiltelefon mit Sprachsoftware gab. Das erste dieser Art zog viele Jahre später bei mir ein. Ein handelsübliches Nokia plus einer zugekauften Software, die mehr kostete als das Telefon selbst. Aber ich konnte damit meine Kontakte verwalten, SMS schreiben und Notizen machen. Mit der Zeit kamen immer mehr Funktionen dazu.
2012 kam das erste iPhone in mein Leben. Bisher konnte ich mir die Bedienung eines Touchscreen überhaupt nicht vorstellen. Heute ist es aus meinem Leben gar nicht mehr wegzudenken. Die meisten Dinge, die ich früher nur am PC erledigt hatte, konnte ich jetzt da erledigen, wo ich gerade war. Nachrichten schreiben, eine E-Mail beantworten, auf Facebook gehen. All das war auf einmal möglich. Wenn ich zuhause einen Text geschrieben habe, kann ich diesen in meinem Lieblingskaffee oder im Zug am Smartphone weiterbearbeiten.
Ein weiterer Aspekt sind diverse Möglichkeiten der Navigation, die mir bei der Mobilität helfen. Einen Weg selbständig finden, nach dem nächsten Bus schauen oder mir ein Taxi bestellen, welches mich hier an meinem Standort abholt, sind Hilfen, die ich zu schätzen gelernt habe.

Fazit, mich hat die immer kleiner werdende Technik unabhängiger vom Standort gemacht. Und sie erlaubt mir in vielen Bereichen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit.

Mit diesem Text nehme ich an der Blogparade der Bloggerkollegen von Anders und doch gleich zum Thema Wie Technik mein Leben verändert teil.

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Sehen für Blinde im digitalen Zeitalter

Auf dem Foto halte ich mein Smartphone in der Hand.
die Kamera ist in Richtung meiner Bluse gerichtet.

Ich bin mächtig aufgeregt. Heute habe ich einen Termin mit einer Redakteurin, die über meine Arbeit berichten wird. Das Outfit dafür habe ich gestern zusammen mit einer Freundin ausgesucht und griffbereit auf einen Bügel gehängt. Also alles palletti. Wenn nicht diese blöde Milchtüte umgefallen wäre. So was passiert nur heute, und nur weil ich mich bereits angezogen hatte. Was mache ich jetzt? Es ist keiner in meiner Nähe, den ich fragen kann ob die Kleidung sauber geblieben ist. Und viel Zeit bleibt mir nicht mehr.