Das Titelbild zeigt Elvira am Showdown Spieltisch mit Schläger und Ball in den Händen, sie trägt eine Dunkelbrille.
Showdown ist eine sehr junge Sportart, die sich dadurch auszeichnet, dass sehen keine Rolle spielt. Elvira Osewald und ihr Mann Martin Sind begeisterte Showdownspieler.
Heute schreibt sie einen Gastbeitrag auf meinem Blog.
Lydia auf dem Crosstrainer, neben ihr steht Christian.
Bild: Lydia auf dem Crosstrainer, neben ihr steht Christian.
Anfang 2017 besuchte ich Christian in seinem neu eröffneten EMS-Studio. Bis dahin wusste ich absolut nicht, was mich dort erwarten würde. Ich hatte nur die Information, dass ich nichts mitzubringen brauchte. Außer Sportschuhen oder Antirutschsocken. Den Rest würde es dort geben. Die Kommunikation fand per E-Mail statt, was mich positiv überrascht hat. Christian bot mir sogar an mich an der Straßenbahnhaltestelle abzuholen. Ich brauchte also keinen Weg suchen und konnte ganz entspannt hinfahren.
Heute schreibt Christian bei mir einen Gastbeitrag über EMS-Training und seine Erfahrungen mit mir beim Probetraining.
Vorab eine kurze Info, EMS steht für Elektro-Myo-Stimulation. Myo ist griechisch, heißt Muskel. Okay, dann hätte man es auch gleich Elektro-Muskel-Stimulation nennen können, aber das Andere klingt erst mal interessanter 😉
„Mein Name ist Christian Rüttger, ich betreibe seit Dezember 2016 ein EMS Studio von ’25 Minutes‘ in Sachsenhausen. Als ich den Artikel bei Facebook von Lydia gelesen habe, in dem sie ihre ‚Schwierigkeiten‘ mit einem konventionellen Fitnessstudio beschrieb, dachte ich ‚lass es uns doch mal versuchen‘. Dazu gilt zu erwähnen, dass wir uns theoretisch seit dem Kindergarten kennen…. theoretisch…. Mädchen waren damals doch eher uninteressant. 😉
Ich habe Lydia zum Probetraining eingeladen. Das ist bei uns generell kostenfrei. Dass ich sie an der Straßenbahn abgeholt habe, war so ziemlich die einzige Sonderbehandlung gegenüber anderen Kunden. Denn der Rest funktionierte, wie mit jedem anderen Kunden auch. Aufklärungsgespräch, Umziehen (man benötigt spezielle Unterwäsche dafür, die es bei uns kostenfrei gibt fürs Probetraining), dann wird die EMS Weste angezogen und alle Elektroden verkabelt (das Anbringen der Elektroden übernahmen wir, machen wir allerdings ohnehin bei jedem Kunden) und dann ab ans Gerät.
Am EMS Gerät hat dann Yves übernommen, Yves ist einer meiner Trainer. Der Kunde wird angeschlossen und wir drehen die Regler langsam so hoch, dass es zwar intensiv- aber nicht unangenehm wird. Sobald das geschehen ist, machen wir gymnastische Übungen. Okay, hier kommt noch eine ‚Ausnahme‘ dazu, normalerweise machen wir die Übungen nur vor und korrigieren die Kunden dann verbal, in dem Fall haben wir weniger vorgemacht und mehr erklärt. Etwas ungewohnt, aber auch nur kurz. Einen kleinen Lacher hatten wir dann, als Yves zu Lydia sagte ’so und jetzt stell dich mal hin, wie ein Skispringer beim Absprung‘ und Lydia dann erwiderte ‚aber ich weiß nicht, wie ein Skispringer steht‘. 🙂 Wie gesagt, es war auch für uns etwas Neues.
Lydia mit angeschlossenem EMS-Anzug, neben mir steht Yves und erklärt mir eine Übung.
Das Bild zeigt mich mit angeschlossenem EMS-Anzug, neben mir steht Yves und erklärt mir eine Übung.
Das Probetraining dauerte nur 15 Minuten, wir wollen ja am Anfang nicht übertreiben. Das Besondere bei EMS ist, dass man in (normal) 20 Minuten den ganzen Körper trainiert, denn egal welche Übungen man macht (Beispiel Bizeps Curls, also den Arm anwinkeln und die Faust Richtung Schulter zieht, alles ohne Gewichte also sehr gelenkschonend), man trainiert immer alle 8 Hauptmuskelgruppen (Beine, Po, Bauch, Brust, Arme, 3 x Rücken) gleichzeitig. In nur 20 Minuten hat man also ein Ganzkörpertraining. Besonders geeignet ist das für Kunden mit Rückenschmerzen, da wir hier die Tiefenmuskulatur stärken, an die man mit konventionellen Fitnessgeräten nur schwer heran kommt. Aber auch Schwangerschaftsrückbildung, Abnehmen, allgemeine Fitness sind Gründe, warum man bei uns trainieren kann. Oder eben auch manchmal, wenn man woanders nicht ‚herein gelassen‘ wird.
Alle unsere Trainings finden mit Personal EMS Trainer statt, dabei ist es uns auch egal, ob jemand sehen kann oder nicht, Hauptsache er/sie hört zu und befolgt die Traineranweisungen.
Lydia war dann eine Woche später nochmal zum Cardio-EMS Training bei uns, hierbei wird man auch an ein EMS Gerät angeschlossen und läuft 20 Minuten auf dem Crosstrainer. Durch die Elektrostimulation ist das ungefähr so intensiv, wie 60-90 Minuten auf dem Laufband und so geschafft sind die Kunden meistens auch danach. Lydia hat die 20 Minuten äußerst tapfer durchgestanden und darf natürlich sehr gerne wieder kommen. Für alle nicht Binden unter Euch, versteht sich von selbst, dass ich Lydia beim zweiten Mal nicht mehr von der Haltestelle abholen musste. Diese Fähigkeit sich so etwas so dermaßen genau einzuprägen, ist etwas, das für Lydia völlig normal, für mich jedoch äußerst bewundernswert ist.
Leider ist der Weg mit den ‚Öffentlichen‘ von Lydia zu mir ins Studio (trotz der guten Anbindung) relativ lang: 40 Min einfach für 20 Min Training, aber natürlich freuen wir uns, wenn sie jetzt öfter zu uns kommt.
Eine Zusatzbelastung für unser Team (ich bin ehrlich, im Vorfeld war ich auch etwas unsicher, wie gut das Ganze funktioniert und ob es denn ein hoher, zusätzlicher Aufwand für das Team ist …. ) entsteht definitiv NICHT, und wenn wir unsere Sinne (in dem Fall den verbalen) schärfen können indem wir die Übungen deutlich und klar erklären, schadet uns das ja auch nicht. Im Gegenteil.
Pro Gleichbehandlung!
In diesem Sinne,
sportliche Grüße aus der Textorstraße.
Christian
Jakob Putz ist sehbehindert, seine Frau blind. Ihre Kinder sind normal sehend. Auf seinem Blog schreibt er über unterschiedliche Themen rund um Sehbehinderung und Elternschaft.
Heute schreibt er einen Gastbeitrag zum Thema Elternassistenz in Österreich.
Elternassistenz in Österreich
Zum besseren Verständnis, was oder wer ist Österreich? Ein Nachbarstaat von Deutschland, der – von den Einwohnern her – 2/3 von Bayern hat.
Diese Größe – und das muss doch jeder verstehen, verlangt es, das man dieses Ländchen in neun Regionen teilt. Wäre nicht weiter tragisch, würde diese Tatsache nicht heißen, dass die Behindertengesetzgebung für den Privatbereich jedes dieser neun Regionen für sich selbst regelt. So bekommt man als blinder oder sehbehinderter Mensch in der Steiermark persönliche Assistenz in Form von Persönlichem Budget, in Wien, ist man sehbehindert oder blind, nicht.
Sezen ist blind und Mutter eines Kleinkinds. Ihr Mann ist normal sehend. Heute schreibt sie auf meinem Blog über ihre Erfahrungen mit dieser Familienzusammensetzung.
Der folgende Beitrag, den ich als Gastbeitrag für diesen Blog verfasse, beschäftigt sich mit der Aussage, die ich seit Beginn meiner Ehe und insbesondere als Mutter immer wieder höre.
Ich bin selbst geburtsblind, mein Mann und mein 13 Monate alter Sohn sehen.
Bei vielen Gelegenheiten zeigt sich mir, dass es vielen Leuten nicht klar ist, dass der sehende Partner einem zwar bei vielem hilft, jedoch keinen Assistenten ersetzen soll und kann.
auf dem Bild ist ein Mann an seinem ComputerArbeitsplatz zu sehen.
Lydia bat mich, einen Gastbeitrag für Ihren Blog zu schreiben. Ich bin Markus Ertl, 43 Jahre, späterblindet und stehe mitten im Leben. Meine kleine Familie, das sind meine Frau, meine zwei Mädels und zwei Katzen und ich. Meine Arbeit ist die Personalentwicklung, d.h. ich schaue bei uns, was unsere Leute in der Sparkasse für Weiterbildungen brauchen und das macht mir richtig Spaß. Ich erlebe leider, und nicht nur in der Arbeit, dass ich auf viele Barrieren stoße, die mich immer wieder ein kleines Stückchen aus einer inklusiven Welt hinaus drücken möchten. Deshalb bin ich auch bei der Interessensgemeinschaft selbstbestimmt Leben e.V. (IsL) Inklusions-Botschafter geworden, um immer wieder über das Thema aufzuklären. Und deshalb freue ich mich, dass mich Lydia gefragt hat, hier zu schreiben.