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Ein paar Klischees über blinde Menschen

Zu meinem 200sten Beitrag habe ich mir ein besonderes Thema ausgesucht.

Es gibt eine Menge Mythen und Klischees, die sich um Menschen mit einer Sehbehinderung ranken.
Der Klassiker ist, dass blinde Menschen in ewiger Dunkelheit leben, und sich nichts sehnlicher wünschen, als irgendwann einmal sehen zu können. Diese Aussage wird in der Regel von normal sehenden Menschen gemacht, die sich blindsein wie folgt vorstellen: Ich mache die Augen zu, und sehe gar nichts mehr. Und dann bin ich ganz hilflos, alles ist schrecklich, wenn man mit Blindheit geschlagen ist.
Richtig ist, dass nur ca. vier Prozent aller blinden Menschen wirklich gar nichts mehr sehen. Alle anderen, die dem Gesetz nach als blind gelten sehen bis zu zwei Prozent auf mindestens einem Auge. Diese zwei Prozent klingen erst mal nach sehr wenig. Jedoch kann man sich damit möglicherweise noch orientieren, mit einer starken Lupe lesen oder diesen auf andere Weise einsetzen. Das ist von der vorliegenden Augenerkrankung und dem Betroffenen selbst abhängig.
Die meisten Sehbehinderungen treten im Alter auf. Daher sind die meisten blinden Menschen bereits über 60 Jahre alt. Und jemand, der immer normal gesehen hat, wird sich wünschen wieder sehen zu können, denn eine Sehbehinderung stellt das gesamte Leben auf den Kopf. Menschen, die von Geburt an blind sind, wissen oft nicht was normal sehen heißt. So, und wenn ich etwas nicht kenne, wie soll ich es dann vermissen? Also, ich hatte nie den Wunsch normal sehen zu können, denn das was ich kenne ist mein kleiner Sehrest von ca. 2 %. Und mit diesem habe ich mich mein Leben lang arrangiert. Was ich nicht sehen kann, erschließe ich mir durch meine anderen Sinne oder organisiere mir auch mal technische oder sehende Hilfe. Und, solange das funktioniert, sehe ich keinen Grund daran etwas zu verändern.

Blinde brauchen sehende Betreuung im Haushalt.
Auch das kommt aus der Perspektive „Ich mache die Augen zu und bin hilflos“. Es gibt eine Menge Tricks, Techniken und Hilfsmittel, die ein eigenständiges, und vor allem selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dazu gehören Orientierung oder lebenspraktische Fertigkeiten wie Kochen, Putzen oder Wäschepflege. Es gibt spezielle Lehrkräfte, die einem diese Techniken vermitteln. Dazu muss man sich, wenn man als Erwachsener erblindet, dafür entscheiden seine Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Kostenlosen Rat und Hilfe bei Sehverlust bieten die Beratungsstellen von Blickpunkt Auge an. Hier sind auch Angehörige betroffener Personen willkommen. Eine weitere Quelle mit einem umfangreichen Angebot ist der deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband DBSV.

Blinde sind besonders musikalisch und können Noten besonders gut hören. Dieses absolute Gehör hat nichts mit dem fehlenden Sehsinn zu tun. Zu meiner Schulzeit gab es an der Blindenschule ein umfangreiches Musikangebot. Aber es gab auch ein vielfältiges Sportangebot, Kunst, Debattierkreise und naturwissenschaftliche AGs, sowie in anderen Schulen auch.

Blinde Menschen sind ebenso vielseitig wie nicht Betroffene. Und uns gibt es mit allen menschlichen Eigenschaften, in allen Graden von Höflichkeit und Anstand und in Geschmacksrichtungen. Das Einzige, das wir gemeinsam haben, ist die Sehbehinderung. Und diese ist nichts weiter als eine Eigenschaft von ganz vielen. So wie bei nicht blinden Personen auch.

So, und damit es nicht zu theoretisch bleibt, lege ich Euch noch zwei Beiträge ans Herz, die meine Aussagen unterstreichen. Kuchen backen, wenn man blind ist, und blind mit Medikamenten umgehen.

Noch Fragen? Dann stellt sie einfach in den Kommentaren.

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Blinde Menschen in Filmen

Wenn blinde Menschen in Büchern oder in Filmen eine Rolle spielen, dann sind sie absolute Superhelden mit übernatürlichen Fähigkeiten. Oder sie sind absolut hilflos, mitleiderregend und haben nur einen zentralen Wunsch. Dieser ist irgendwann einmal wieder sehen zu können. Blinde Personen, die einfach nur eine halbwegs normale Rolle spielen, findet man nicht.
Es gibt nur wenige Filme, die das Leben von blinden Menschen wirklich realistisch darstellen, ohne sämtliche Klischees zu bedienen. Was ich damit meine, möchte ich gern an einem Beispiel veranschaulichen.
Die Fernsehserie „unsre kleine Farm“ hat mich durch meine Kindheit und Jugend begleitet. Ich weiß noch, dass ich sonntags vor dem Fernseher saß, und hoffte, dass das Taxi zum Internat ein bisschen später kam. Nur damit ich diese Serie zu Ende sehen konnte.
Später, als ich Mitte 20 war, entdeckte ich diese Serie wieder. Und da verstand ich die Zusammenhänge ganz anders. Erst recht, nachdem ich die Idee hatte die entsprechenden Bücher zu lesen, aus denen die Serie bestand. Diese gab es weder in Braille, noch als Hörbuch. Das hieß für mich, dass ich fanatisch genug war, um die sieben Wälzer zu je etwa 600 Seiten einzuscannen, und durch eine Texterkennung jagte. Anschließend verbrachte ich Stunden damit mir diese Bücher von einer synthetischen Computerstimme vorlesen zu lassen. Mit einer Freundin, die ebenso von diesem Kitsch besessen war, konnte ich mich austauschen. Und in dieser Zeit begann ich den Inhalt zu hinterfragen. Dabei ging es darum den Inhalt der Bücher mit der Fernsehserie zu vergleichen.
Besonders interessant fand ich die Darstellung der jungen Mary, die im Teenageralter erblindet, in eine Blindenschule geht, einen ebenfalls blinden Mann heiratet und mit ihm gemeinsam eine Blindenschule gründet. Soweit, so gut. Allerdings werden hier eine Menge Klischees bedient. Dazu gehören:
– Es gibt nur normal sehend und ganz blind. Also nur schwarz oder weiß. Dabei sind nur vier Prozent aller blinden wirklich so blind, dass sie gar kein Restsehen mehr haben.
– Blinde Menschen tasten das Gesicht ihres Gegenübers ab. Dieses Klischee ist noch immer weit verbreitet. Ich selbst kenne keinen Blinden, der das Gesicht seines Gegenübers abtastet, um sich ein Bild von ihm zu machen. Da sind andere Kriterien wie Stimme, Körpergröße und andere Dinge wesentlich aufschlussreicher.
– Plötzlich wieder sehend. Hier geht es um den blinden Adam, der irgendwann einen Schlag auf den Kopf erhalten hatte, und ab da blind war. Und nachdem sich das irgendwann wiederholt hatte, ist er wieder sehend. Auf einmal hat er Freunde, studiert Jura und übernimmt irgendwann die Kanzlei seines verstorbenen Vaters. Jeder nur halbwegs vernünftig denkende Augenarzt weiß, dass es so was nur im Religionsunterricht gibt.
Ich halte den Filmemachern zugute, dass die Serie Ende des 19 Jahrhunderts spielt, wo die Möglichkeiten für blinde Menschen sehr begrenzt waren. Und ich halte ihnen zu Gute, dass die Serie zu einer Zeit gedreht wurde, wo blinde Menschen noch sehr wenig Möglichkeiten hatten. So weit, so gut. Dennoch hätte der Serie ein bisschen mehr Recherche gut getan. Alternativ hätten sich die Filmemacher an die Bücher halten können. Aber das widerspricht jeglicher Philosophie in Bezug auf Einschaltquoten.

So, und jetzt seid Ihr dran. Welche Filme mit blinden Protagonisten findet Ihr gut, und welche nicht?

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Wie unfähig sind blinde Kinder?

Vor einiger Zeit lernte ich den Vater eines inzwischen 19jährigen Sohnes kennen, der bei einer Anlaufstelle Rat suchte. Sein einziger Sohn, sieht etwa 5 %. Die Familie hatte die letzten vielleicht 15 Jahre mit dem Sohn im Ausland gelebt. Nun ging es darum, dass der Sohn die Deutsche Sprache erlernen und andere Menschen kennenlernen sollte. Denn dieser verbrachte die meiste Zeit vor dem PC, und sei total passiv. Gleichaltrige Freunde gab es keine. Soweit, so gut.

Im Laufe des Gesprächs erfuhr ich die traurige Geschichte der Familie. Der Junge wurde zwar an einer Normalen Schule unterrichtet, jedoch ohne jegliche Kenntnis von Blindentechnischen Möglichkeiten. Und weil dieses Kind sehbehindert war, wurde ihm alles abgenommen. Vom Schulweg, bis hin zu allem was man im Leben so können sollte. Auch die außerschulischen Aktivitäten wurden von den Eltern vorgegeben.

Das ist kein Einzelfall. Kinder werden oft aus Liebe behinderter gemacht, als sie es sein müssen. Und wenn ein Mensch sein Leben lang hört, dass er behindert und damit permanent hilfebedürftig ist, dann ist er es auch am Ende tatsächlich. Jeder, der mit Kindern arbeitet, weiß, dass ein Kind neugierig ist, ausprobieren will, und dabei auch mal auf die Nase fällt. Und aus der Erfahrung lernt es dann etwas an seinem Tun oder Verhalten zu ändern. Diese Erfahrung fehlt Kindern, die permanent vor allen Gefahren beschützt und umsorgt werden. Wenn ein blindes Kind niemals ein Messer indie Hand bekommen hat, aus Angst sich zu schneiden, lernt es, dass dieses Gerät gefährlich ist. Dabei wäre es vernünftiger dem Kind zu zeigen, wie es dieses Messer handhaben kann.

In der Regel haben Kinder, die so aufwachsen, kaum bis keine Aufgaben in der Familie. Beim Abwaschen könnte das Geschirr nicht sauber werden, beim Schneiden könnte es sich verletzen, und an der Kaffeemaschine könnte es sich ja verbrühen. Die Botschaft lautet: „Du bist behindert, und Du kannst nichts“. Und wenn dieses Kind mit dieser permanenten Negativsuggestion aufwächst, braucht es mit viel Glück viele Ressourcen und Jahrelange Arbeit, um diesem Menschen zu einer gesunden Psyche zu verhelfen.

Inklusion ist das Modewort der letzten Jahre. In der Regel wird es in Zusammenhang mit der Beschulung behinderter und nicht behinderter Kinder verwendet. Über das Für und Wieder wurde schon viel geschrieben. Ich möchte ein paar Gedanken zur Situation integrativ beschulter Kinder loswerden, die mir als betroffene immer wieder kommen.

Kinder brauchen ein gesundes soziales Umfeld. Dazu gehören Familien, die einen Fördert und auch mal fordert. Liebe Eltern, auch Euer Kind mit einer Behinderung hat es verdient Aufgaben im Haushalt zu übernehmen. Durch permanentes Umsorgen und Bemuttern tut Ihr dem Erwachsenen von Morgen keinen Gefallen. Wenn Ihr nicht wisst, wie Ihr das machen sollt, dann holt Euch Rat bei den Behindertenverbänden.

Ich kann jetzt hauptsächlich für blinde Kinder sprechen. Dafür gibt es Orientierungstraining. Damit lernt das Kind sich draußen zu orientieren, seinen Schulweg alleine zu bewältigen und auch mal Freunde ohne Elterntaxi zu besuchen. Es gibt Schulungen für lebenspraktische Fertigkeiten. Da lernt das Kind sich auch mal ein Brot zu streichen, Haushaltstätigkeiten oder was sonst noch erforderlich ist. Und dann laßt Euer Kind das Erlernte auch mal zuhause umsetzen und üben. Regt Euch nicht auf, wenn mal was daneben geht. Ihr wart als Kinder auch nicht von Anfang an perfekt.

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Behinderung und Perfektionismus

Von je her habe ich einen leichten Hang zum Perfektionismus. Vor allem dann, wenn ich mich von normal sehenden Leuten beobachtet fühle. Es gibt Menschen, in deren Gegenwart ich nicht mehr in der Lage bin ein Glas Wasser unfallfrei einzuschenken, weil ich mich beobachtet fühle.

Lange Zeit habe ich geglaubt, dass es mir alleine so geht, und den Fehler allein bei mir gesucht. Ich habe lange gesucht, bis ich langsam dahinter gestiegen bin, womit dieses Problem zusammenhängt.

Ich bin in einem behüteten Haushalt aufgewachsen. Meine Mutter kümmerte sich um so ziemlich alles. Und insbesondere um mich, ihr blindes Kind, das es besonders zu umsorgen gilt. Ich glaube, meine Eltern machten sich keine Gedanken darüber, dass ich irgendwann alleine in der Lage sein musste mich zu versorgen oder so. Sie handelten einfach so, wie sie es für richtig hielten. Erst recht, da es in ihrem Umfeld niemanden gab, der ihnen erklärte, dass blinde Kinder sehr wohl in der Lage sind wie andere Kinder auch im Haushalt mitzuhelfen, sich ein Brot zu schmieren oder was sonst so anstand.

Mit neun Jahren wechselte ich auf eine Blindenschule mit Internat. Damit änderten sich viele Dinge in meinem Alltag. Hier gehörte es zum Alltag, dass wir unser Brötchen aufschneiden und streichen mussten. In jeder Woche waren zwei Schüler mit Küchendienst dran. Das bedeutete, dass wir morgens vor Schulbeginn das Geschirr vom Frühstück abwaschen, abtrocknen und wieder an seinen Platz stellen mussten. Bei den Mahlzeiten standen die Schüsseln mit den Beilagen auf dem Tisch, so dass sich jeder davon nehmen konnte. Gleiches galt auch für Getränke wie Tee oder Kakao, den wir uns selbst einschenkten. Ebenso achteten unsere Erzieherinnen darauf, dass wir alle das Besteck richtig hielten.

Meine Mitschüler kannten das alles schon, und waren nicht gerade zimperlich mit mir, die ich das alles noch nicht konnte. Das war für mich anfangs ziemlich schrecklich. Mein Glück war, dass ich ehrgeizig genug war, mir das Versäumte anzueignen, und unsere Erzieherinnen mir alles solange zeigten, bis ich die entsprechenden Handgriffe beherrschte. Einen Satz wie „Ich mach das mal eben für Dich“, bekam ich in dieser Zeit nie von ihnen zu hören.

Im Alter von 13 Jahren wechselte ich auf das Gymnasium nach Marburg. Zum dortigen Schulkonzept gehörte nicht nur der Schulstoff, der allen Schülern standardmäßig vermittelt wird, sondern auch einige zusätzliche Dinge, die uns blinden und sehbehinderten Schülern ein selbständiges Leben ermöglichen sollten. Damals war es so, dass wir mit 10 Schülern und vier Betreuern auf dem Schulgelände untergebracht waren. In dieser Zeit standen Mobilitätstraining und Lebenspraktischefertigkeiten wie Essen, Kochen usw. auf dem Stundenplan. Das passierte im Einzelunterricht, da jeder einen anderen Bedarf hat.

Nach zwei Jahren wechselte ich in eine Wohngruppe, die in der Stadt war, so dass mein Schulweg mit Stadtbus und Fußweg etwa 25 Minuten betrug. Wir bekamen eine Haushaltskasse und sorgten selbst für Frühstück, Abendbrot und Wochenenden. Wir waren sieben oder acht Schüler mit drei Betreuern, von denen eine ihre Wohnung über unserer WG hatte.

Mit 18 Jahren wechselte ich in eine Gruppe mit insgesamt vier Schülern. Wir hatten nur noch eine Betreuerin, die wir in der Regel zweimal wöchentlich sahen. Einmal zur Gruppenbesprechung, und einmal im Einzelgespräch für spezielle Belange. Zusätzlich hatten wir eine Putzhilfe, die sich um die gemeinschaftlich genutzten Bereich wie Küche, Bad und Flur kümmerte. Unsere eigenen Räume mussten wir selbst sauber halten. Wer damit nicht zurechtkam, konnte bei unserer Betreuerin Hilfe zur Selbsthilfe einfordern.

Diese Entwicklung zur Selbständigkeit fand leider ohne meine Eltern statt. D.h. für sie blieb ich nach wie vor das hilfsbedürftige Kind, welches intelligent genug war, um das Abitur zu bestehen, jedoch Hilfe bei der Erledigung einfachster Handreichungen brauchte. Manchmal rebellierte ich dagegen. Dann sollte ich mein Glas eben selbst einschenken. Aber ich wurde beobachtet, und mein Tun kommentiert. Und wenn dann doch mal ein paar Tropfen daneben gingen, was übrigens in den besten Familien vorkommt, dann war meine Sehbehinderung daran schuld.

„Ich mach das schnell, denn ich sehe ja“, ist ein Satz, der mich seither begleitet. Lange Zeit dachte ich, ich könnte das beeinflussen, indem ich besonders gute Leistungen ablieferte. Jahrelang glaubte ich, ich muss 200prozentige Leistung erbringen, um wenigstens 50prozentige Anerkennung zu erfahren. Es hat viele Jahre, viel Arbeit an mir selbst und gute Freunde gebraucht, um zu begreifen, dass das der falsche Weg war. Ich habe damit nur mich selbst unter Druck gesetzt. Und damit ist auf Dauer keinem geholfen.
Liebe normal Sehende, die Ihr diesen Satz gern verwendet,
habt Ihr Euch mal Gedanken darüber gemacht, wie er bei Eurem Gegenüber ankommt? Ich will einfach glauben, dass Ihr nicht die Absicht hattet Euer Gegenüber klein zu machen. Vielleicht nutzt Ihr künftig mal einen anderen Satz wie: „Darf ich Dir Zucker in den Kaffee tun“? Oder „Wäschst Du ab oder ich“, so wie Ihr das bei einer Person ohne Behinderung machen würdet. Und Bitte, wenn mal was daneben geht, oder tropft, so ist das kein Drama. Spart Euch also Kommentare wie: „Hätte ich das gemacht, wäre das nicht passiert“.

Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Wenn mir jemand Hilfe anbietet, dann nehme ich sie gern an. Ich muss in keiner fremden Umgebung die Zuckerdose selbst suchen, wenn meine sehende Freundin mir anbietet das für mich zu machen. Und wenn ich bei Menschen bin, die seit Jahrzehnten nicht verstehen wollen, dass ich nicht mehr das absolut hilfebedürftige blinde Mädchen bin, bitte, dann lasse ich mich auch mal bedienen. Das schont meine Nerven und spart meine Energie, die ich darauf verwenden kann andere Dinge zu tun.

So wie mir geht es vielen Menschen mit Behinderung, deren Umwelt sie auf die Dinge reduziert, die sie ihrer Meinung nach nicht können. Und jeder versucht seinen eigenen Umgang damit zu finden. Je nach Wesen des Betroffenen. Dabei brauchen wir Menschen mit Behinderung weder Mitleid, noch permanentes Bemuttern. Was wir brauchen sind Menschen, die uns helfen uns selbst zu helfen. Und wir brauchen Menschen, die nicht nur die Behinderung als unsere Haupteigenschaft sehen, sondern auch unsere anderen Eigenschaften. Ich beispielsweise bin nicht nur blind, sondern schwarzhaarig, habe braune Augen, bin eine Leseratte, Strickerin und Bloggerin.