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Allgemein Alltag blinde Eltern

Blinde Eltern, sehende Kinder, Teil 7

Ich stehe vor einer Gruppe Sechstklässler und erzähle den interessierten Schülern einiges zum Thema Blindheit. Ein Mädchen meldet sich und fragt ob meine Kinder auch blind sind. Nein, sind sie nicht. Und dann kommt die bereits vorprogrammierte Frage: „Die helfen doch bestimmt viel mit“. Ich beantworte die Frage mit einer Gegenfrage, obwohl man das nicht machen sollte. Ich schaue in die Runde und frage „Wer muss von Euch zuhause mithelfen?“ Die meisten melden sich. Auf die Frage nach den Aufgaben, die die Kinder im Haushalt erledigen müssen, melden sich eine Reihe von Kindern mit Tätigkeiten wie Staubsaugen, Aufräumen, Spülmaschine ausräumen usw. Und jetzt erkläre ich den Kindern, dass meine Kinder ähnliche Aufgaben haben wie sie selbst. Denn in erster Linie bin ich Mutter, und verhalte mich so wie Mütter sich eben verhalten, deren Kinder Pflichten haben. Meine Kinder müssen jedoch nicht meine Blindheit ausgleichen.

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Allgemein Alltag blinde Eltern Sport und Freizeit

Blinde Eltern, sehende Kinder, Teil 6. Wenn die Kita Ferien hat.

Was tun, wenn die Kita Ferien hat?

Mein Sohn war vier und meine Tochter fast sechs Jahre alt, als sich für uns zum ersten Mal die Frage stellte: Was tun während der Ferien? Vor Allem während der Sommerferien hatte der Kindergarten drei lange Wochen zu.

Aktivitäten wie Schwimmbad traute ich mir damals noch nicht alleine zu. Meine Kinder konnten noch nicht schwimmen, und ich bin ohnehin nicht so wirklich eine Wasserratte. Und bei der Geräuschkulisse habe ich keine Chance zwei bewegungsfreudige Kinder im Getümmel wiederzufinden. Zuhause bleiben war aber auch keine Alternative. Das wollte und konnte ich uns nicht antun.

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Allgemein Bildung

Als blindes Grundschulkind arabischer Eltern

Über meine ersten Jahre in Deutschland hatte ich bereits geschrieben. Heute geht es um meine ersten Schuljahre.
Ich war inzwischen sieben Jahre alt, als sich die Frage nach der Schule stellte. Ich war mit sechs Jahren in einen Kindergarten gekommen, der ein blindes Kind aufnehmen wollte. Hier hatte ich durch den täglichen Kontakt mit anderen Kindern ausreichend Deutsch gelernt, um mich ganz normal unterhalten zu können. Außerhalb des Kindergartens wurde nach wie vor arabisch gesprochen.
Meine Eltern wussten damals nicht, dass es spezielle Schulen für blinde Kinder gibt. Irgendwer hatte ihnen gesagt, dass es so etwas in Frankfurt gäbe. Und so wurde ich dort angemeldet. Meine Eltern und ich wussten lange Zeit nicht, dass es sich um eine Schule für Sehbehinderte und nicht für Blinde handelte.
Zur Erklärung. Als gesetzlich blind gilt man, wenn man auf dem besseren Auge höchstens über 2 % Restsehvermögen verfügt. Bis 5 % spricht man von hochgradiger Sehbehinderung. Und ab da nur noch von Sehbehinderung.

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Allgemein Alltag blinde Eltern Zu Gast auf lydiaswelt

Elternassistenz in Österreich

Jakob Putz ist sehbehindert, seine Frau blind. Ihre Kinder sind normal sehend. Auf seinem Blog schreibt er über unterschiedliche Themen rund um Sehbehinderung und Elternschaft.

Heute schreibt er einen Gastbeitrag zum Thema Elternassistenz in Österreich.
Elternassistenz in Österreich
Zum besseren Verständnis, was oder wer ist Österreich? Ein Nachbarstaat von Deutschland, der – von den Einwohnern her – 2/3 von Bayern hat.
Diese Größe – und das muss doch jeder verstehen, verlangt es, das man dieses Ländchen in neun Regionen teilt. Wäre nicht weiter tragisch, würde diese Tatsache nicht heißen, dass die Behindertengesetzgebung für den Privatbereich jedes dieser neun Regionen für sich selbst regelt. So bekommt man als blinder oder sehbehinderter Mensch in der Steiermark persönliche Assistenz in Form von Persönlichem Budget, in Wien, ist man sehbehindert oder blind, nicht.

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Allgemein Alltag blinde Eltern

Die Polizei, dein Freund und Helfer eine Katzengeschichte

auf dem Bild sieht man eine zusammengerollte Katze.

Draußen begann es hell zu werden, als ich es in unserem Wohnzimmer fauchen und toben hörte. So viel also zum Thema Ausschlafen am Wochenende. Es war Samstag früh, und mitten in den Winterferien 2005. Meine Kinder, vier und fünf Jahre schliefen zwar nicht mehr, beschäftigten sich jedoch in ihrem Kinderzimmer. Doch es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie in mein Bett kamen.
Ein lauter Schlag riss mich aus meinen Überlegungen. Das hörte sich nach etwas größerem an. Also stand ich auf und ging widerwillig nach unten, um den Katzen Einhalt zu gebieten. Und da sah ich die Bescherung. Der Weihnachtsbaum hatte dem Temperament der beiden Jungkatzen nichts entgegenzusetzen und war samt Ständer umgefallen. Wasser, mit dem der Ständer gefüllt war, zerbrochene Glaskugeln und allerhand anderer Dinge lagen kreuz und quer auf dem Boden herum. Meine Kinder, die den Schlag ebenfalls gehört hatten, waren mir nach unten gefolgt. Während sie das Chaos bestaunten, fühlte ich Panik in mir aufsteigen. Wie sollte ich die Katzen davon abhalten sich an Scherben zu verletzen, und wie konnte ich das Chaos schnellstmöglich beseitigen? Ich ordnete an, dass meine Kinder sich Hausschuhe anziehen sollten und versuchte Den Weihnachtsbaum aufzustellen. Aber der war einfach zu schwer für mich. Und selbst wenn ich ihn aufgestellt bekommen hätte, wären da noch die Scherben, die auf ca. 20 QM verteilt waren. Der Staubsauger konnte mir hier nicht helfen, da ich wegen des Wassers eben nicht saugen konnte. Als fast blinde Frau brauchte ich Stunden, um das hier restlos beseitigen zu können.