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Allgemein unterwegs Zu Gast auf lydiaswelt

Blindenstöcke für Togo

Ende 2018 schrieb Jasmin in blinde Menschen in Togo über einen Besuch in einem Blindenzentrum und die Situation blinder Menschen. Daraufhin haben wir zu einer Spendenaktion für Blindenlangstöcke aufgerufen. Im Beitrag Freiwilligenjahr in Togo beschreibt sie ihren dortigen Alltag als freiwillige Helferin mit Sehbehinderung.
Die Spendenaktion für Blindenstöcke war erfolgreich. Darüber schreibt Jasmin heute.
Zunächst einmal einen herzlichen Dank an alle Spender und Spenderinnen. Ich denke das Ergebnis von 625,50 Euro hat nicht nur Lydia und mich sehr positiv überrascht. Zudem wurden noch acht gebrauchte Langstöcke und Ersatzteile gespendet was echt toll ist! Insgesamt konnten von den Spenden 30 Klapplangstöcke mit Rollspitze gekauft werden. Da diese von den Besuchern von Togo-Freiwilligen mit nach Togo genommen wurden (noch mal ein riesen Dankeschön an euch!) entstanden keine großen Ausgaben für den Versand.
Der Übergabe selbst ging ein Besuch am Vortag vorraus, wo ich dem Ehepaar Moore, welches das Zentrum leitet, sowie einigen Lehrern einen der Langstöcke zeigte und wir den Ablauf der Übergabe besprachen. Alle waren unglaublich erfreut und sehr dankbar, vor allem da sie auch nicht mit so vielen Langstöcken und « sogar mit Rollspitze » gerechnet hatten.
Wir vereinbarten, dass die älteren Schüler des Zentrums welche auf eine handwerkliche Tätigkeit vorbereitet werden und auch wenn, nur sehr abgenutzte Langstöcke hatten, die verbleibenden Langstöcke erhalten. Ihre abgenutzten werden dann im Zentrum für das Mobilitätstraining mit jüngeren Schülern genutzt, die einen «noch nicht ganz so verantwortungsvollen Umgang mit den Langstöcken zeigen» würden. Zudem durfte ich den Unterricht besuchen, was mir bei dem letzten Besuch aufgrund der Ferien nicht möglich gewesen ist. Die Schüler befanden sich gerade in den jährlichen Prüfungen und schrieben in den jüngeren Klassen mit Griffel und Schreibtafel. Diese Klassen umfassen jeweils etwa zehn Schüler. Die Klasse deren Unterricht beziehungsweise Prüfung ich besuchte, wurde von einem ehemaligen Schüler des Zentrums unterrichtet, der ein geringes Restsehvermögen besitzt und durch eine Assistenz unterstützt wird. Auch einige weitere Lehrer des Zentrums sind blind beziehungsweise sehbehindert. Hilfsmittel wie meine Bloglupe erzeugten schon unter den Lehrern große Begeisterung.
Wie viele wohl mit einem passenden Hilfsmittel oder einer fachkundigen ärztlichen Behandlung besser sehen könnten? Einer der Momente wo ich wieder das zu schätzen lernte, was es in Deutschland an Hilfsmitteln aber auch an Möglichkeiten gibt. Selbst wenn auch in Deutschland nicht alles perfekt ist (wieso beispielsweise übernehmen Krankenkassen zwar die Operation von Patienten mit grauem Star aber nicht die Kosten damit dabei eine passende Linse eingesetzt werden kann, die das Sehvermögen einem Sehbehinderten ermöglichen würde, annähernd 100 % zu sehen?), so wäre es doch erstrebenswert wenn jeder Mensch wenigstens auf dieser Ebene Zugang zu medizinischer Behandlung, Hilfsmitteln und Unterstützung hätte.

Aber genug « Wunschdenken ». Ich verabredete mich mit den Schülern und Schülerinnen, denn neben Ayalas Wohngruppe gibt es noch eine weitere Wohngruppe auf einem anderen College.
Am Dienstag, den 19.03.2019 wollten wir uns nachmittags um 15 Uhr treffen, da das Zentrum am folgenden Tag für drei Wochen schließt. Mir ging es schon am Morgen sehr schlecht aber so kurzfristig ließ es sich ja nicht mehr verschieben und ich wollte die Langstöcke ja möglichst schnell übergeben. Dem entsprechend half ich zwar den Lehrern und dem Ehepaar, dass das Zentrum leitet, bei «Blinder sucht Langstock» aber konnte mich da schon kaum noch auf den Beinen halten. Lydia hatte eine gute Wahl getroffen und darauf geachtet, verschiedene Längen zu bestellen, sodass sich für jeden ein passender Langstock fand. Meistens war es wichtiger im Freudentaumel der Schüler trotzdem noch dafür zu sorgen, ihnen die Pendeltechnik weitestgehend beizubringen beziehungsweise wieder in Erinnerung zu rufen, was primär ein Lehrer übernahm.
Da ich mich, als das Gruppenbild entstand schon kaum noch auf den Beinen halten konnte und direkt im Anschluss von dem Ehepaar mit hohem Fieber ins Krankenhaus gebracht wurde, konnte ich leider nicht mehr viel mit Rebeca und den anderen Schülerinnen der zweiten WG sprechen.
Ich soll euch den Dank von allen ausrichten, eines der Mädchen hat sich, als sie den Langstock angefasst und abgetastet hatte, sogar auf den Tisch geworfen und gesagt «Gott segne euch». Auch die Lehrer und das Ehepaar Moore lassen Grüße und ihren Dank an alle Beteiligten ausrichten.

Ich wiederum habe dem Ehepaar Moore und den Lehrern für diese vielen Einblicke zu danken. Das Ehepaar Moore hat mich an diesem Abend ins Krankenhaus begleitet und sich sehr liebevoll um mich gekümmert, als es mir echt schlecht ging. Meinen herzlichsten Dank dafür.
Das größte Dankeschön geht aber immer noch an Euch raus, liebe Leser  Ihr dürft euch jetzt ruhig mal selbst auf die Schulter klopfen. Denn ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen.
Und vielen, vielen herzlichen Dank Dir, liebe Lydia und liebe Sight City Gruppe. Ohne euch wäre das nie möglich gewesen!

Anfang Mai werde ich erneut nach Kpalime fahren um fünf Langstöcke samt Ersatzteilen zu übergeben, welche im April ankommen. Dann werde ich auch die Wohngemeinschaften von Rebeca und Azala erneut besuchen und mich mit einer Freiwilligen treffen, die die Schüler im Unterricht unterstützt.

Vielen Dank, liebe Jasmin, für Deinen Bericht. Weitere Beiträge von ihr findet Ihr auf dem Blog Jasmina Balanka.
Denjenigen, die nicht mit dem Blindenlangstock vertraut sind, lege ich die Beiträge welche Blindenstöcke gibt es und Der Blindenstock in der Praxis ans Herz.

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Allgemein Bildung unterwegs

Welche Blindenstöcke gibt es?

Frankfurt mitten auf der Zeil. Es ist Nachmittag, und die Sonne scheint. Ich bin mit einem neuen Blindenstock unterwegs, den ich auf einer Hilfsmittelmesse gekauft habe. Ich war auf der Suche nach einem leichten Stock, den man möglichst klein zusammenfalten kann. Und der Anbieter verkaufte mir diesen Stock als besonders stabil.
Ich habe Zeit, und bin deshalb in gemächlichem Tempo unterwegs. Plötzlich macht es „Knack“. Und bevor ich es richtig begreife, halte ich einen Stock in der Hand, der an einer Stelle gebrochen ist. Der Mann, der meinen Stock und mich völlig übersehen hat, rappelt sich auf. Wir sind beide erschrocken.

Wenn der Stock kaputt ist
Mit diesem Stock komme ich nicht mehr weiter. Ich brauche Hilfe. Wir einigen uns darauf, dass der Mann mich zu einem Geschäft in der Nähe begleitet, dessen Mitarbeiter mich kennen. Mit Hilfe von Draht und Phantasie präparieren wir den Stock so, dass ich zumindest mal damit nach Hause komme. Zuhause habe ich einen Ersatzstock, der sich als verkehrstauglicher gezeigt hat, als dieses Exemplar.
In meinen Beiträgen „Nicht ohne meinen Stock“ und „Der Blindenstock in der Praxis“ habe ich erklärt, wie der Blindenstock benutzt wird. In „Hauptstadtdschungel, Ein Tag mit einem weißen Stock in Berlin“ begleiten wir meine Gastautorin einen Tag lang. Heute erkläre ich welche Stöcke es gibt, und wozu das gut sein soll.

Verschiedene Stöcke
Blindenstöcke gibt es in verschiedenen Ausführungen:
– Signalstock. Er ist kürzer als ein herkömmlicher Blindenstock, und dient zur Kennzeichnung.
– Taststock. Er ist für Personen gedacht, die den Stock nicht ständig brauchen. Daher ist er leicht und lässt sich klein zusammenfalten.
– Blindenlangstock. Damit bewegen sich blinde Personen durch den Straßenverkehr. Daher muss er stabil sein. Er muss aushalten können, dass jemand über ihn stolpert, oder er gegen harte Gegenstände geschlagen wird.
– Weißer Gehstock. Er richtet sich an Menschen mit einer Sehbehinderung und gleichzeitiger Gehbehinderung. Daher muss er aushalten können, dass sich ein Mensch darauf abstützt.

Komponenten:
Es ist ein Mythos, dass Blindenstöcke gleich sind. Sie besteht aus mehreren Teilen. Ich benutze einen Stock mit Holzgriff, weil ich das Material gern anfasse. Es gibt diesen auch aus Leder, Gummi oder Kunststoff. Denn jeder Nutzer hat andere Vorlieben. Am Griff befindet sich noch eine Aufhängemöglichkeit. Diese ist auch dafür gedacht, dass man den Stock zusammenfalten und damit zusammenhalten kann. Sie ist aus Gummi oder als Klettverschluss.
Mein Blindenlangstock ist 125 cm lang. Damit reicht er mir bis unter die Achsel. Das ist wichtig, damit er beim Gehen meinen nächsten Schritt absichern kann. Ich habe mich für einen Stock entschieden, der aus fünf Teilen besteht. Damit lässt er sich so klein zusammenfalten, dass er Platz in meiner Handtasche hat. Mein Ersatzstock lässt sich in sieben Teilen zusammenfalten. Er ist dünn und sehr leicht. Ihn nehme ich nur mit, wenn ich weiß, dass ich ihn nur im Notfall brauche. Es ist sozusagen mein kleines Stückchen Unabhängigkeit, dass auch in einer kleinen Abendtasche Platz hat.
Eine wichtige Komponente ist die Stockspitze. Während früher der Stock in einem Bogen von links nach rechts geschlagen wurde, bleibt die Spitze heute komplett am Boden. Sie wird nur noch am Boden gerollt. Es gibt sie in unterschiedlicher Größe und Form. Hat man normalen Bodenbelag in Gebäuden oder auf der Straße, reicht eine kleine Rollspitze. Bei Schnee oder Kopfsteinpflaster rate ich zu einer größeren Spitze, die nicht so leicht hängen bleibt.
Meine Rollspitze ist aus Kunststoff. Die ist relativ leise. Für mich reicht sie aus. Es gibt diese aber auch aus Keramik. Sie ist lauter, und damit besser auf befahrenen Straßen zu hören. Außerdem nutzt sie sich nicht so schnell ab.

Kostenübernahme durch die Krankenkasse.
Die Kosten für einen Stock werden durch die Krankenkasse übernommen, wenn der Augenarzt diesen verordnet. Auf dem Rezept muss unbedingt drauf stehen, dass der Blindenstock plus Spitze verordnet werden. Mit diesem Rezept geht der Betroffene zur Hilfsmittelfirma seines Vertrauens.

Wo gibt es den Blindenstock?
Blindenstöcke können über ein Sanitätshaus oder auf verschiedenen Onlineplattformen gekauft werden. Das geht, wenn der Nutzer genau weiß welches Modell er haben möchte, oder ich mache den Gang zu einer Firma, die sich auf Blindenhilfsmittel spezialisiert hat. Da kann man sich unterschiedliche Modelle anschauen, sie in die Hand nehmen und sich beraten lassen. Denn ein Stock ist ein Gegenstand, der einen über Jahre begleitet.