Kategorien
Allgemein Sport und Freizeit

Blind spielen auf dem iPhone

Ich habe mich früher nie für Computerspiele interessiert. Zwar kannte ich die Namen der meisten angesagten Spielekonsolen, Spiele und ein paar Eigenschaften, nicht aber die Details. Die meisten dieser Spiele waren für mich ohnehin nicht blind spielbar. Ich eignete mir dieses Wissen lediglich an, um eine Idee davon zu haben, was meine Kinder so spielten. Das änderte sich erst vor ein paar Jahren, als das iPhone bei mir eingezogen ist.
Wenn es um Spiele geht, denken die wenigsten Menschen daran, dass auch blinde Nutzer unter den Gamern zu finden sind. Ich vermute, dass es daran liegt, dass Spiele auf dem PC, auf Spielkonsolen oder für Mobilgeräte grafikbasiert sind. Und eben das ist ein K.O. Kriterium für blinde User. Erst recht, wenn es um Action und schnelle Reaktion geht.
Es gibt aber auch Spiele, die von unserem Personenkreis mit Hilfe der Sprachausgabe gespielt werden können. Einige davon möchte ich gern vorstellen. Es handelt sich um Spiele, die mit dem iPhone oder iPad gespielt werden können.

Quizz- und Ratespiele
Quizduell ist ein Ratespiel, bei welchem man nach der gestellten Frage zwischen vier vorgegebenen Antworten auswählt. Die Fragen sind unterschiedlichen Kategorien zugeordnet. Man kann sowohl gegen Fremde als auch bekannte Spieler antreten, und diese als Favoriten markieren.
Bei Wahr oder Falsch bekommt man für eine Frage zwei unterschiedliche Antworten vorgegeben. Ziel ist es in einem Fragezyklus möglichst viele richtige Aussagen von den Falschen zu unterscheiden.
Quizoid ist ein Ratespiel mit unterschiedlichen Spielmodi, zwischen denen sich der Spieler entscheidet. Beispielsweise gibt es einen Modus, mit welchem 20 Fragen aus unterschiedlichen Kategorien beantwortet werden, oder auch ein Spielen auf Zeit, also möglichst viele Fragen in einem vorgegebenen Zeitfenster. Dieses Spiel kann offline gespielt werden.
Das Quiz stellt dem Spieler 50 Fragen quer durch alle Kategorien. Dabei gibt es keine Zeitbeschränkung, so dass auch langsamere User spielen können. Bei nicht beantworteten Fragen kann man die richtige Antwort nachschlagen, und sein Wissen damit auffrischen. Dafür gibt es extra einen Trainingsmodus.

Würfel- und Gesellschaftsspiele
Dize World ist eine Sammlung unterschiedlicher Würfelspiele. Dabei kann man gegen Freunde oder zufällige Gegner antreten.
Blindfold Sudoku Mini ist ein eigens für blinde Nutzer entwickeltes Sudoku in englischer Sprache. Von demselben Entwickler gibt es diverse Spiele, die ebenfalls für blinde Spieler geeignet sind. Jedenfalls wenn man der englischen Sprache ausreichend mächtig ist.

Aufbau- und Strategiespiele
Lords and Knights ist ein Spiel für Freunde des Mittelalters. Man baut Gebäude, Burgen und Festungen aus, treibt Handel und plant Angriffe gegen andere Spieler und Bündnisse. Strategen kommen hier auf ihre Kosten. Allerdings ist die Bedienung durch Voiceover an manchen Stellen etwas schwierig.
Lost Cities ist ein Solitärspiel mit mystischem Beiwerk. Gespielt wird gegen zufällige Gegner oder Freunde.
In Sound of Magic bewegt man sich durch eine Art Hörspielwelt. Freunde von Aufbau und Strategiespielen, Mittelalter und Fantasie kommen hier voll auf ihre Kosten.

Diese Liste ist nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten das iPhone bzw. iPad als Spielplattform zu nutzen. Die meisten der von mir vorgestellten Spiele sind nicht für blinde Nutzer programmiert worden. Dafür aber ausreichend Text basiert, um von uns gespielt werden zu können.

Und was sind Eure Lieblingsspiele? An die blinden Nutzer geht hier auch die Bitte dazu zu schreiben, ob das entsprechende Spiel für unseren Personenkreis problemlos spielbar ist.

Kategorien
Allgemein Bildung Zu Gast auf lydiaswelt

Meine blinde Praktikantin, ein Erfahrungsbericht

Als ich Sabine kennenlernte, gab es meinen Blog bereits einige Monate. Damals experimentierte ich damit meinen Blog in Facebookgruppen vorzustellen, deren Thematik irgendeinen Bezug zu meinen Inhalten hatte. Ich probierte Gruppen aus, die sich mit Flüchtlingen, Haushalt oder Sozialarbeit beschäftigten. Im Prinzip alles an Gruppen, von denen ich mir Interessenten erhoffte. Und in einer dieser Gruppen traf ich auf Sabine, die eine Praxis für Lerntraining betreibt. Im Jahr 2017 organisierte sie einen Kongress im Internet, für den sie mich um ein Interview bat.
Über Facebook hatte ich auf meiner Seite
Lydiaswelt gefragt, wer der Lust habe einen Gastbeitrag für mich zu schreiben, der einen Bezug zu Blindheit, Sehbehinderung oder blinde Eltern hat. Darauf bekam ich von Sabine den folgenden Beitrag:

Meine blinde Praktikantin
Als ich meine Praxis für Lerntraining noch in Berlin hatte, erzählte eine erwachsene Schülerin mir von einer jungen Frau, die plötzlich blind geworden war. Diese Frau sei dabei, sich aus dem persönlichen Tief herauszuarbeiten und suche nach einer neuen Lebensperspektive für sich. Sie wollte gerne Logopädin werden, fand in Berlin jedoch einfach keine Schule, die sie, als blinde Frau, aufnehmen wollte.
Irgendwie rührte mich diese Geschichte sehr und ich fragte, ob sie (ich nenne sie jetzt einfach mal Anne), bei mir ein Praktikum machen wolle. Meine erwachsene Schülerin kam schon bald mit der positiven Antwort.

Anne kam zum Hospitieren
Eine Woche später kam Anne erst einmal zum Hospitieren. Sie hatte ihren Hund dabei, der bei meinen Schülern gleich das Herz hüpfen ließ. Meine Schüler waren begeistert, weil sie den Hund streicheln durften und er so lieb in der Ecke lag und alles beobachtete oder schlief.
Schon bald setzte sich Anne dazu, da ich meistens zwei Schüler in einer Stunde betreue.

Die Schüler lasen freiwillig alles vor
Das war so toll, denn sie war sehr einfühlsam und bewirkte bei den Schülern, dass sie ihr alles vorlasen, und zwar freiwillig. Gerade die Kinder, die eine Lese-Rechtschreibschwäche haben, lesen ja nicht gerne laut vor. Jetzt war das gar kein Problem, denn sie wussten ja, Anne kann es nicht sehen, also müssen sie ihr alles, aber auch alles vorlesen.

Wir spielten auch Lernspiele
Richtig große Augen machten wir, die Schüler und ich, als es ans Spielen ging. Jede Stunde spiele ich natürlich auch mit meinen Schülern. Es sind Lernspiele, aber sie lockern die Stunde auf und so macht das Lernen einfach mehr Spaß.
Ich holte das Wort-Mau-Mau-Spiel hervor. Ein Spiel, mit dem ich das Lesen übe, ohne dass die Kinder das merken. Mau-Mau spielen die Kinder gerne, nur dass sie hier mit Wörtern spielen, die sie auch vorlesen müssen.
Ich las die Karten, die ich Anne gab vor. Sie merkte sich die Karten und spielte dann mit uns, als ob sie die Karten sehen würde.
Wir waren begeistert!

Anne fand doch eine Schule
Annes Praktikum war nur kurz. Sie überlegte schon, ob sie bei mir arbeiten wollte, doch da kam der Brief einer Schule aus einer anderen Stadt. So musste Anne Berlin verlassen und damit meine Praxis.
Wir waren alle traurig, wünschten ihr aber alles Gute und viel Glück.

Danke an Sabine für den Bericht aus der Perspektive einer sehenden Arbeitgeberin. Und jetzt lade ich Euch zum Meinungsaustausch in den Kommentaren ein.