Essen gehen kann unter den richtigen Voraussetzungen sehr schön und entspannend sein. Jedenfalls mit den richtigen Leuten und der Atmosphäre im Restaurant. Auch das Verhalten der Bedienung ist für viele blinde Gäste ein wichtiges Kriterium.
Betrete ich ohne sehende Begleitung ein Restaurant oder Kaffee, so bleibe ich erst mal im Raum stehen und warte darauf, dass mich eine Bedienung anspricht. Ich kann zwar die Menschen um mich herum wahrnehmen, jedoch nicht unterscheiden, ob es sich um die Mitarbeiter des Restaurants handelt, oder um andere Gäste. Und ich kann nicht sehen, ob ein Tisch bereits als reserviert gekennzeichnet ist. Daher schätze ich es sehr, wenn mich die Bedienung zu einem Tisch begleitet. Anweisungen wie „Links von Ihnen ist ein Stuhl“ sind zielführender als „Da ist Platz“. Auch die Hand auf die Stuhllehne legen reicht. Man braucht den blinden Gast nicht auf den Stuhl zu drücken, oder ihm den Stuhl unter den Hintern zu schieben. Das empfinde ich eher als Verunsicherung.
Die meisten Gaststätten haben keine Speisekarte in Braille. Wenn sie online in einer Barriere arme Fassung verfügbar ist, kann ich mich zuhause über das Angebot informieren. Doch nicht jeder blinde Gast kann das. Ansonsten brauche ich Infos über das Angebot. Es reicht erst mal die Überschriften oder Kategorien vorzulesen, damit der blinde Gast eine Orientierung hat. Er wird der Bedienung dann sagen, ob er sich für die Salate, Fleischgerichte oder die Aufläufe interessiert.
Beim Servieren von Getränken ist es am besten dem blinden Gast zu zeigen wo das Glas steht. Er kann es sich so platzieren, dass es für ihn praktisch ist. Und ganz wichtig: Dieses Glas niemals ohne Wissen des Blinden an einen anderen Platz stellen. Umfallende Gläser sind für alle Beteiligten unangenehm.
Beim Servieren des Essens hilft es den Gast zu fragen, ob er den Teller erklärt haben möchte. Wer noch ausreichend sieht, braucht das nicht. Andere blinde Gäste freuen sich darüber.
Der Teller wird wie ein Zifferblatt einer Uhr beschrieben. Beispiel: Auf sechs Uhr liegt das Fleisch, auf zwei Uhr die Kartoffeln und auf 10 Uhr das Gemüse. Stehen kleine Gefäße auf dem Teller, wie z. B. Sauce oder Dipp, dann bitte auch kurz Bescheid sagen. Dasselbe gilt für Dekoration oder Zitronenscheiben, auf die man möglicherweise versehentlich beißt.
Ein blinder Gast sieht die Bedienung nicht. Er kann also keinen Blickkontakt aufnehmen oder gezielt winken, wenn er einen Wunsch hat. Daher ist es nützlich, wenn die Bedienung sich hin und wieder bemerkbar macht. Ein „Brauchen Sie etwas“, oder „Hier alles in Ordnung“ reicht aus, um wahrgenommen zu werden.
Ich erlebe hin und wieder, dass die Bedienung die Rechnung auf den Tisch legt und erst mal abwartet. Es macht mehr Sinn mit dem Gast zu sprechen und ihm den Rechnungsbetrag zu nennen. Wenn ein blinder Gast bezahlt, bekommt auch er das Wechselgeld zurück, und nicht etwa eine anwesende sehende Begleitung. Und bitte dem Blinden nicht das Wechselgeld einfach so auf den Tisch legen, oder in den Geldbeutel stecken. In die Hand geben reicht. Wenn er weitere Hilfe braucht, dann ist es an ihm diese einzufordern und zu benennen.
Möchte ein blinder Gast mit einer EC-Karte zahlen, dann braucht er Begleitung zum Kartengerät. Den Arm oder die Schulter zum Anfassen reicht aus. Man braucht den Blinden nicht vor sich herzuschieben, oder besonders festzuhalten. Er hat kein Interesse daran sich loszureißen.
Hat das Zahlungsgerät einen Touchscreen, dann kann dieser überhaupt nicht blind bedient werden. Das geht nur, wenn dieser mit fühlbaren Tasten bestückt ist. Als blinder Gast brauche ich die Information, dass ich jetzt meinen Pin eingeben darf. Beim Zahlen mit einer Kreditkarte brauche ich die Stelle, an der ich unterschreiben soll. Wenn man unter der Stelle, an die die Unterschrift soll, eine Karte oder anderen festen Gegenstand legt, macht es die Orientierung beim Unterschreiben einfacher.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es handelt sich lediglich um ein paar Anregungen, die Ihr gern in den Kommentaren ergänzen dürft.