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Die nächste Haltestelle ist keine Ahnung 

In meinem Blog „Lydias Welt“ dreht sich heute alles um eine für viele unscheinbare, für mich aber lebenswichtige Technik im öffentlichen Nahverkehr: die Haltestellenansage. Was passiert, wenn sie plötzlich ausbleibt und Busfahrer lieber mit mir über die Notwendigkeit diskutieren?? Ich nehme euch mit auf eine kleine Reise zwischen Ironie, Frust und der ernsten Frage, was echte Barrierefreiheit bedeutet.

„Die nächste Haltestelle ist … keine Ahnung?“ – Unterwegs mit unsichtbaren Ansagen Es ist Freitagnachmittag, die Sonne scheint, die Laune ist gut. Meine Tochter und ich haben einen schönen Tag draußen verbracht, und jetzt geht’s nach Hause – Neu‑Isenburg, ich komme! Noch schnell umsteigen in Dietzenbach Mitte, dann 20 Minuten Busfahrt. Alles wie immer. Dachte ich.

 

Ich sitze vorne im Bus, der Motor schnurrt, der Frühling duftet durch die halb geöffneten Fenster – aber irgendwas fehlt. Keine Stimme, kein Piepen, keine Ansage. Und ich meine nicht die innere Stimme, die mir sagt: „Du hast vergessen, Brot zu kaufen.“

 

Ich rede natürlich von den Haltestellenansagen. Denen, auf die ich als blinde Frau angewiesen bin. Denn anders als sehende Fahrgäste kann ich nicht mal eben aus dem Fenster schauen, um zu sehen, wo wir gerade sind. Ich verlasse mich auf Technik, auf Barrierefreiheit – und auf ein kleines bisschen Mitdenken von Seiten des Fahrpersonals.

 

Also frage ich den Busfahrer freundlich, ob er bitte die Ansagen einschalten könnte. Keine große Sache, dachte ich. Denkste! „Diese Ansagen stören mich“, sagt er. Wirklich jetzt? Er erklärt mir ganz offen, dass er zehn Stunden täglich im Bus sitzt und sich die Ansagen nicht ständig anhören will. „Das ist echt nervig“, sagt er. Und wenn es nach ihm ginge, wären sie ganz aus – was er natürlich nicht darf, aber er regelt sie einfach so weit runter, dass sie niemand mehr hört. Tja, Problem gelöst. Für ihn. Ich bin ehrlich gesagt kurz sprachlos. Nicht, weil ich es nicht schon erlebt hätte – sondern weil ich es immer wieder erlebe. Also erkläre ich ruhig, dass ich die Ansagen wirklich brauche. Dass ich sonst nicht weiß, wo ich gerade bin. Dass ich nicht ständig andere Fahrgäste oder den Fahrer fragen will. Ich will nicht zur Bittstellerin werden, nur um an der richtigen Haltestelle auszusteigen. Schon öfter wurde ich einfach vergessen, bin irgendwo rausgekommen, wo ich nicht hinwollte. Das ist nicht nur ärgerlich, das kostet Zeit, Nerven und manchmal auch ein kleines Stück Selbstbestimmung.

 

Der Fahrer hört zu – so halb. Ich merke: Verständnis klingt anders.

 

Mir fällt eine Beschwerde ein, die ich mal gehört habe. Fahrgäste hätten sich darüber beklagt, dass die Ansagen sie beim Zeitunglesen stören. Ja, wirklich! Die gute alte Zeitung, bedroht durch eine Durchsage wie: „Nächste Haltestelle: Musterstraße.“ Man stelle sich den Lärm vor! Jetzt also Busfahrer, die sich in ihrer Arbeitsruhe gestört fühlen. Ich kann nicht anders – in meinem Kopf blinkt ein großes, fettes „Finde den Fehler!“

 

In solchen Momenten wünsche ich mir eine ganz einfache Übung: Setzt euch mal eine Augenbinde auf, liebe Leute, und fahrt eine Runde Bus. Dann reden wir weiter.

 

Ja, es gibt auch andere Extreme. Übersteuerte, viel zu laute Ansagen, die einen erschrecken wie ein Wecker am Sonntagmorgen. Aber meistens ist es das Gegenteil: so leise, dass man bestenfalls ahnt, dass gerade irgendetwas angesagt wurde. Gestern habe ich wieder einen Fahrer gebeten, die Ansagen einzuschalten. Er tat es – mit einem genervten Schnauben. Und ich bin mir sicher: Kaum war ich draußen, hat er sie wieder abgeschaltet. Zack, weg damit. Aus den Augen, aus dem Sinn?

 

Und das ist es, was mich ärgert. In vielen Bussen fühle ich mich wie eine Bittstellerin. Der Fahrer entscheidet, ob ich mich zurechtfinde oder nicht. Und wenn ich mich beschwere? Dann kommt meistens eine dieser fantastischen Standardantworten vom Verkehrsunternehmen: „Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Wir kümmern uns darum.“ Und dann – Stille. Ironischerweise wie bei ausgeschalteten Ansagen. Mein Appell an euch: Wenn euch auffällt, dass keine Ansagen laufen – sagt was! Auch wenn ihr sehend seid. Denn Barrierefreiheit geht uns alle an. Es sind die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. Allzeit gute Fahrt – und dass ihr immer da ankommt, wo ihr eigentlich hinwolltet!

 „Die nächste Haltestelle ist … keine Ahnung?“ – Unterwegs mit unsichtbaren Ansagen Es ist Freitagnachmittag, die Sonne scheint, die Laune ist gut. Meine Tochter und ich haben einen schönen Tag draußen verbracht, und jetzt geht’s nach Hause – Neu-Isenburg, ich komme! Noch schnell umsteigen in Dietzenbach Mitte, dann 20 Minuten Busfahrt. Alles wie immer. Dachte ich.

 

Ich sitze vorne im Bus, der Motor schnurrt, der Frühling duftet durch die halb geöffneten Fenster – aber irgendwas fehlt. Keine Stimme, kein Piepen, keine Ansage. Und ich meine nicht die innere Stimme, die mir sagt: „Du hast vergessen, Brot zu kaufen.“

 

Ich rede natürlich von den Haltestellenansagen. Denen, auf die ich als blinde Frau angewiesen bin. Denn anders als sehende Fahrgäste kann ich nicht mal eben aus dem Fenster schauen, um zu sehen, wo wir gerade sind. Ich verlasse mich auf Technik, auf Barrierefreiheit – und auf ein kleines bisschen Mitdenken von Seiten des Fahrpersonals.

 

Also frage ich den Busfahrer freundlich, ob er bitte die Ansagen einschalten könnte. Keine große Sache, dachte ich. Denkste!

 

„Diese Ansagen stören mich“, sagt er. Wirklich jetzt? Er erklärt mir ganz offen, dass er zehn Stunden täglich im Bus sitzt und sich die Ansagen nicht ständig anhören will. „Das ist echt nervig“, sagt er. Und wenn es nach ihm ginge, wären sie ganz aus – was er natürlich nicht darf, aber er regelt sie einfach so weit runter, dass sie niemand mehr hört. Tja, Problem gelöst. Für ihn. Ich bin ehrlich gesagt kurz sprachlos. Nicht, weil ich es nicht schon erlebt hätte – sondern weil ich es immer wieder erlebe. Also erkläre ich ruhig, dass ich die Ansagen wirklich brauche. Dass ich sonst nicht weiß, wo ich gerade bin. Dass ich nicht ständig andere Fahrgäste oder den Fahrer fragen will. Ich will nicht zur Bittstellerin werden, nur um an der richtigen Haltestelle auszusteigen. Schon öfter wurde ich einfach vergessen, bin irgendwo rausgekommen, wo ich nicht hinwollte. Das ist nicht nur ärgerlich, das kostet Zeit, Nerven und manchmal auch ein kleines Stück Selbstbestimmung.

 

Der Fahrer hört zu – so halb. Ich merke: Verständnis klingt anders.

 

Mir fällt eine Beschwerde ein, die ich mal gehört habe. Fahrgäste hätten sich darüber beklagt, dass die Ansagen sie beim Zeitunglesen stören. Ja, wirklich! Die gute alte Zeitung, bedroht durch eine Durchsage wie: „Nächste Haltestelle: Musterstraße.“ Man stelle sich den Lärm vor! Jetzt also Busfahrer, die sich in ihrer Arbeitsruhe gestört fühlen. Ich kann nicht anders – in meinem Kopf blinkt ein großes, fettes „Finde den Fehler!“

 

In solchen Momenten wünsche ich mir eine ganz einfache Übung: Setzt euch mal eine Augenbinde auf, liebe Leute, und fahrt eine Runde Bus. Dann reden wir weiter.

 

Ja, es gibt auch andere Extreme. Übersteuerte, viel zu laute Ansagen, die einen erschrecken wie ein Wecker am Sonntagmorgen. Aber meistens ist es das Gegenteil: so leise, dass man bestenfalls ahnt, dass gerade irgendetwas angesagt wurde. Gestern habe ich wieder einen Fahrer gebeten, die Ansagen einzuschalten. Er tat es – mit einem genervten Schnauben. Und ich bin mir sicher: Kaum war ich draußen, hat er sie wieder abgeschaltet. Zack, weg damit. Aus den Augen, aus dem Sinn?

 

Und das ist es, was mich ärgert. In vielen Bussen fühle ich mich wie eine Bittstellerin. Der Fahrer entscheidet, ob ich mich zurechtfinde oder nicht. Und wenn ich mich beschwere? Dann kommt meistens eine dieser fantastischen Standardantworten vom Verkehrsunternehmen: „Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Wir kümmern uns darum.“ Und dann – Stille. Ironischerweise wie bei ausgeschalteten Ansagen.

 

Deshalb mein Appell: Wenn euch auffällt, dass keine Ansagen laufen – sagt was! Auch wenn ihr sehend seid. Denn Barrierefreiheit geht uns alle an. Es sind die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen.

  In diesem Sinne: Allzeit gute Fahrt – und dass ihr immer da ankommt, wo ihr eigentlich hinwolltet!  

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Von lydiaswelt

Ich bin blinde Mutter von zwei Kindern. Beiträge aus meinem Alltag und dem meiner Gastautoren finden hier eine Plattform.

8 replies on “Die nächste Haltestelle ist keine Ahnung ”

Mir war nicht bewusst, dass Aachen eine Insel der Glücksseeligen ist.
Ich fahre zwar in den letzten Jahren nur recht selten Bus, aber seit es
die automatisierten Durchsagen gibt, und das ist seit mindestens 20
Jahren der Fall, habe ich maximal zwei- oder dreimal erlebt, dass sie
nicht funktionierten, und da waren es nach Rückfrage tatsächlich immer
technische Probleme, so dass sowohl Ansagen als auch die visuelle
Digitalanzeige ausgefallen waren und die Fahrerinnen nichts dafür
konnten. Die Begründung, die Dir genannt wurde, wäre aus meiner Sicht
ein Grund, die jeweiligen Fahrer
innen Arbeitgeberseitig abzumahnen,
denn die Verkehrsbetriebe sind zu Barrierefreiheit verpflichtet. Hast Du
bei Deinen schriftlichen Beschwerden jeweils Linie und Uhrzeit
angegeben? Dann ist die Fahrer*in ja unzweifelhaft ermittelbar und die
faulen Ausreden oder Textbausteine der Antworten wären mehr als eine
Frechheit. Vielleicht wäre es nicht verkehrt, mal einen Leserinnenbrief
an die lokale Tageszeitung zu schreiben und mehr Bewusstsein für das
Problem zu schaffen, damit mehr Menschen darauf achten und sich als
unsere Verbündeten ebenfalls beschweren. Druck auf die Verkehrsbetriebe
würde das auf jeden Fall aufbauen, das scheint mir da echt geboten.
Sowas geht gar nicht.

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ja es gibt solche Orte der Glückseligkeit. Und an den anderen Orten sind wir viel zu still. Wir Betroffenen… Und auch die, die entweder unwissend sind oder zu leise zu unsolidarisch… Inklusion ist ein Ding, dass uns alle angeht. Gemeinsam sind wir stark. Liebe Grüße.

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Frechheit, aber das wäre doch auch mal ein Service den Google Maps übernehmen könnte eigentlich wenn der ÖPNV dazu nicht in der Lage ist. Ähnliches Problem gibts in Berlin, wenn der Busfahrer mit Berliner Schnauze ins Mikro brabbelt und viele ausländische Gäste nichts verstehen.

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Echt, in Berlin machen die die Durchsagen noch „von Hand“? Das hat ja was 🙂 Aber verständlich sollte es schon sein. Wobei ich mich sehr gerne an den Busfahrer erinnere, der zu meiner Schulzeit die Haltestelenansagen wahlweise auf Öcher Platt machte oder verballhornte.

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hey Lydia,

mary und ich (dominik) habene uns gefreut letzte Woche auf dem Konsti Markt dich du die Jungs Truppe kennenzulernen.

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