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Aus 1 mach 3 – ein Problem mit dem Screenreader Cobra

Was für viele PC-Nutzer ein Luxus ist, das ist für mich Lebensqualität und Hilfsmittel zugleich. Einen Computer nutze ich seit fast 30 Jahren. Er löste quasi die mechanische Schreibmaschine, die mich viele Jahre begleitet hatte, ab, und erlaubte es mir einen Text erstmals mit einer Sprachausgabe oder Braillezeile Korrektur zu lesen und abzuspeichern oder auszudrucken. Abspeichern, um mir diesen zu einem späteren Zeitpunkt noch mal anzuschauen oder daran zu arbeiten. Ausdrucken, um diesen mit einer normal sehenden Person zu teilen oder als Brief zu verschicken. Die Software, die dafür sorgt, dass ich den Text hören oder tasten kann, nennt man Screenreader. Im Laufe meiner PC-Zeit habe ich einige kennenlernen dürfen. In den letzten Jahren habe ich mit dem Screenreader Cobra gearbeitet. Dieser hat, außer der Darstellung per Sprache und Braille, noch eine integrierte Vergrößerung. Die ist für mich aufgrund meiner Blendempfindlichkeit wichtig. Damit stelle ich mir helle Schrift auf dunklem Hintergrund ein. So kann ich mich grob auf dem Bildschirm orientieren, ohne dass es für meine Augen anstrengend wird. Und sollte ich kurzzeitig keine Invertierung haben wollen, kann ich das auf Knopfdruck ausschalten. Diese Funktion habe ich mir auf eine Kurztaste gelegt. Das ergibt vor Allem dann Sinn, wenn ich mit einer normal sehenden Person am Rechner arbeite, und die herkömmliche Farbdarstellung brauche. Die anderen Screenreader, die ich bisher kennenlernen durfte, bringen diese Möglichkeit der Invertierung nicht mit. Man kann das zwar über Windows einstellen, kann die Invertierung meines Wissens jedoch nicht per Knopfdruck Aus- oder einschalten. Seit einigen Wochen gibt es ein Update des Screenreader Cobra. Normalerweise dienen Updates dazu ein Produkt zu verbessern. Hier würde ich sagen, dass das Wort Verschlimmbessern es eher trifft. Bei mir jedenfalls habe ich den Effekt, dass Buchstaben, Satzzeichen und Leerzeichen manchmal dreifach auf dem Bildschirm erscheinen. Aus dem Wort „Feuer“ kann somit schnell mal das Wort „Feeeuer“ oder auch mal „FFFeuuuer“ werden.

Die meisten Texte schreibe ich in Word. Ich habe meinen Screenreader so eingestellt, dass er mir das Geschriebene sofort akustisch wiedergibt. Damit kann ich Tippfehler sofort hören. Zum Korrekturlesen oder bei der Arbeit mit Zahlen oder Tabellen ist die Braillezeile mein bester Freund.
Kommen wir zurück zum dreifachen Tastenanschlag. Das Meiste höre ich, da sich die Wörter dann etwas verzogen anhören. Und einen anderen Teil findet die Rechtschreibprüfung, die Wörter wie „FFFeuuuer“ nicht kennt. Aber eben weil sie dieses Wort nicht kennt, kann es passieren, dass ich auch schon mal einen falschen Verbesserungsvorschlag bekomme. Kurz, es macht einfach keinen Spaß mehr Texte zu schreiben, in denen mehr Fehler als richtig geschriebene Wörter sind.
Anfangs glaubte ich an einen Fehler bei meinem Office 2013 und erkundigte mich nach einem kürzlich durchgeführten Update. Fehlanzeige. Als ich in der Mailingliste von Cobra nachfragte, meldeten sich einige andere User, die dasselbe Problem hatten. Eine Lösung gab es nicht, nur die Erkenntnis, dass das Problem bei dem Screenreader im Zusammenspiel mit Word liegt.
Und solange noch an einer Lösung gearbeitet wurde, brauchte ich erst mal Abhilfe. Denn ich schreibe mindestens so viel in Word wie ein normal sehender Mensch schreibt. Vielleicht sogar noch mehr, da ich nicht mit Stift und Papier arbeiten kann.

Cobra ist nicht der einzige Screenreader für Windows. Der kostenlose Screenreader NVDA wäre auch eine Alternative. Nur hat er den Nachteil, dass ich damit keine helle Schrift auf dunklem Hintergrund einstellen kann. Jedenfalls nicht so, dass ich sie auf Knopfdruck auch wieder ausschalten kann. Aus diesem Grund arbeite ich mit Cobra. Und zusätzlich eine Vergrößerungssoftware installieren wollte ich auch nicht. Mir ist keine kostenfreie Vergrößerungssoftware bekannt, die sich ohne Maus bedienen lässt, und die mir den Rechner nicht verlangsamt. Das führte erst mal dazu, dass ich meine Texte in WordPad bearbeitete. Um einen Text zu schreiben, tut es diese minimalistische Textverarbeitung. Um allerdings eine Rechtschreibprüfung durchzuführen, oder einen Text zu formatieren, hieß es für mich, dass der Text in Word musste. Und beim Verbessern stellte sich das ursprüngliche Problem wieder ein.
Irgendwann hatte ich eine Lösungsidee. Da ich ohnehin viel mit dem Smartphone mache, konnte ich auch das Thema Word damit abtun. Allerdings arbeite ich teilweise mit dem Bildschirm. Daher wäre das iPad Mini eher geeignet. Hier konnte ich meine helle Schrift auf dunklem Hintergrund haben, eine Tastatur und eine Braillezeile anschließen und bekam ebenfalls von einem Screenreader meinen Text vorgelesen. Der im iPad integrierte Screenreader Voiceover bringt alle dafür erforderlichen Funktionen mit. Ich muss mich nur noch mit der Bedienung von Word auf dem iPad vertraut machen. Alternativ werde ich mir noch weitere Editoren ansehen. Vielleicht finde ich auf diese Weise meine persönliche „eierlegende Wollmilchsau“.