Zum ersten Mal wurde ich über Facebook auf Mheddin Saho aufmerksam. Irgendwann tauschten wir Kontaktdaten aus, und chatteten miteinander. Geplant war ein Interview über ihn und die Situation blinder Menschen in Syrien mit Informationen aus erster Hand. Aus Zeitgründen habe ich das bis jetzt nicht angehen können. Ich verfolgte das weitere Geschehen um Mheddin auf Facebook und in einigen Zeitungsberichten und finde, dass er sich einen Platz auf meinem Blog verdient hat.
Mheddin Saho ist 27 Jahre alt und von Geburt an blind. Er wurde in Syrien geboren. Dort hat er eine Schule für blinde Kinder besucht. Sein Glück war, dass seine Eltern einem höheren Bildungsstand angehören, und dass er als Junge zur Welt kam. Blinden Mädchen bleibt aus gesellschaftlichen Gründen der Zugang zu Bildung, die es dort nur in Form eines Internats gibt, verwehrt. Dort machte er also sein Abitur.
Vor sieben Jahren floh Mheddin aus der Syrischen Stadt Idlib. Sein Leben war durch Bomben und Krieg geprägt.
Nach der Schule ging Mheddin Saho in die Türkische Hauptstadt Ankara, um dort Anglistik zu studieren. Seinen Abschluss machte er mit Bestnote.
Anfang 2019 reiste er mit einem Touristenvisum nach Spanien. Ohne dort Asyl zu beantragen reiste er von dort aus nach Deutschland weiter. Sein Ziel war Rottenburg, weil dort ein Cousin lebt. Hier stellte er einen Asylantrag.
In Rottenburg fand er eine deutsche Gastfamilie, die ihm seitdem eine Heimat bietet. Da er keinen Status hat, bekam er keinen Deutschkurs. Er brachte sich die deutsche Sprache im Selbststudium bei, und studiert weiter Anglistik. Dort steht er kurz vor seinem Masterabschluß. „Ich bin der erste blinde Asylbewerber, der in Deutschland studiert“ , darauf ist er besonders stolz.
Seit Juli 2019 hat er bereits zwei Abschiebeversuche und Kirchenasyl hinter sich. Grund dafür ist, dass er erstmals in Spanien EU-Boden betreten hat. Dorthin soll er wieder zurückgeschickt werden. Die Behörden interessiert es herzlich wenig, dass er zu 100 % blind ist, und die Situation für blinde Menschen in Spanien sehr schlecht ist. Unterstützung durch Blindenvereine gibt es nur für spanische Staatsbürger, wenn es sie überhaupt gibt.
Mheddin ist gut integriert, engagiert sich ehrenamtlich bei der Caritas, und gibt Kindern Nachhilfe in Englisch. Seine Professoren und Kommilitonen halten große Stücke auf ihn.
Ich habe hier ein paar Artikel über Mheddin für Euch rausgesucht, die weiterführende Informationen enthalten:
- Mheddin Saho möchte eine Zukunft – Sozialverband VdK Bayern e.V.
- Asyl in der EU – Ständige Angst vor der Abschiebung
- Unmenschliche Migrationspolitik: Blindem Syrer droht Abschiebung – taz.de
- Mheddin Saho: Ich will einfach in Ruhe und ohne Angst leben können – kobinet-nachrichten
- Blinder Behinderter Syrer droht Abschiebung: Zieheltern kämpfen – MOPO
- Und für diejenigen, die lieber zuhören möchten, lege ich diesen Igel-Podcast ans Herz, indem Sascha Lang mit Mheddin Saho über seine Situation vor und nach der Flucht aus Syrien spricht.
Ich finde, dass jemand, der sich so engagiert und integriert, es einfach verdient hat in Deutschland bleiben zu dürfen. Wir reden nicht von einem Menschen, der die Hände in den Schoß legt, sondern von einem jungen Menschen, der aktiv das Beste aus seiner Situation macht. Daher bitte ich Euch die folgende Petition zu unterzeichnen, mit der wir erreichen wollen, dass Mheddin Saho nicht nach Spanien abgeschoben wird.
Hier der Text aus der Petition: „Mit meiner Unterschrift bitte ich den Bundesinnenminister, für den blinden Mheddin Saho geb. in Syrien am 03.01.1994, das BAMF anzuweisen, die Abschiebung nach Spanien zu stoppen, den Dublin-Bescheid aufzuheben sowie den Selbsteintritt Deutschlands in das Asylverfahren aus humanitären Gründen nach §17 der Dublin-Verordnung zu erklären.“
Ich bitte jede und jeden meiner Follower, der meine Meinung teilt die Petition Stoppt die Abschiebung des blinden Mheddin Saho zu unterzeichnen, damit sich noch mal mit dem Fall beschäftigt werden muss. Teilen ist hier ausdrücklich erwünscht.
Ich danke Euch jetzt schon. Eure Lydia