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Glasaugen, mehr als Ästhetik

Im folgenden Beitrag geht es um das Tragen eines Glasauges.

Vor einigen Wochen hörte ich von einer Geschichte, in welcher ein blinder Mann in der Augenambulanz einen Sehtest machen sollte. Er erklärte der Mitarbeiterin, dass er ein Glasauge trägt, und daher auf dem entsprechenden Auge kein Sehrest mehr vorhanden sei. Die Dame war mit dieser Information erst mal total überfordert, und kam mit einer Kollegin wieder, der es nicht anders erging. Es waren viele Worte nötig, um den Sachverhalt aufzuklären.

Es gibt diverse Mythen und Erzählungen, die sich um das Tragen von Glasaugen ranken. Ich selbst habe keine Erfahrungen auf diesem Gebiet. Daher hat mir eine blinde Trägerin eines Glasauges den folgenden Beitrag geschrieben.

Augenprothesen oder landläufig Glasaugen sehen so echt aus und können sich je nach ihrer Gestaltung auch mitbewegen.
Wie gut das klappt, durfte ich vor Jahren bei einem Augenarztbesuchs erfahren.

Ich hatte aufgrund meines Umzugs meinen Augenarzt gewechselt. Hier wollte ich eine Routineuntersuchung und brauchte noch ein Rezept für ein neues Glasauge. (Das sollte man jedes Jahr machen, weil sie durch Gebrauch rau werden, was Probleme bereiten kann.
Nachdem ich also eine Weile in der Praxis gewartet hatte, wollte die Arzthelferin Augentropfen zur Erweiterung der Pupille in beide Augen tropfen. Ich erklärte ihr, dass ich ein Glasauge hätte und  eine gemalte Pupille bei einem Glasauge nun mal nicht weit wird. Sie glaubte mir nicht. Ich wollte mir das Glasauge im Wartebereich nicht herausnehmen, um es ihr zu beweisen. Die Schwester segnete mich also reichlich mit den Tropfen und gab schließlich genervt auf. „dann muss sich das der Doktor eben selbst ansehen.“ verkündete sie lautstark.

Im Sprechzimmer erklärte ich wieder, dass ich rechts ein Glasauge habe. Auch der Doktor glaubte mir nicht. Hier wollte ich das Glasauge entfernen. Kaum hob ich meine Hand, um das zu tun, rückte er mir mit seinem Untersuchungsgerät auf den Pelz. Inzwischen war ich genervt und ließ ihn gewähren. Seine Messergebnisse irritierten ihn völlig. Sein ermittelter Augendruck war eben der von Glas. Schließlich schaffte ich es dann doch die Sache aufzuklären. Der Arzt entschuldigte sich bei mir, auch im Namen seines Personals.

Nachdem ich mich vom Erlebnis wieder erholt hatte, freute ich mich. Ein besseres Kompliment für die gelungen Gestaltung meines Glasauges als der Irrtum dieses Arztes konnte es doch nicht geben.

Auch wenn der Verlust eines oder gar beider Augen ein heftiges Ereignis ist, beweist mein Erlebnis doch, wie gut Man diese Prothesen herstellen kann. Mit einem Glasauge kann man natürlich nicht sehen, was manche Leute denken. Aber es ersetzt den Verlust zumindest optisch und ästhetisch. Das verringert die gesellschaftlichen Folgen ungemein.
Selbst wenn jemand registriert, dass ich auf dem einen Auge nichts sehe, schließt fast niemand auf ein Glasauge, so zumindest meine Erfahrung.
Ich danke meiner Gastautorin für ihre Offenheit. Dabei respektiere ich ihren Wunsch anonym zu bleiben. Schließlich ist das Tragen einer Augenprothese etwas Privates. Und jeder Träger sollte selbst entscheiden wem er das sagt und wem nicht.
Ich lade Euch ein in den Kommentaren über diesen Beitrag zu diskutieren. Und wer möchte, der darf gern über seine Erfahrungen auf diesem Gebiet schreiben.

Von lydiaswelt

Ich bin blinde Mutter von zwei Kindern. Beiträge aus meinem Alltag und dem meiner Gastautoren finden hier eine Plattform.

4 Antworten auf „Glasaugen, mehr als Ästhetik“

Das irritiert mich doch sehr! Wenn jemand sagt, dass er/sie ein Glasauge hat, dann sagt er/sie das doch nicht zum Spaß! Müssten Leute, die in einer Augenarzt-Praxis arbeiten, nicht daran gewöhnt sein?
Sehr interessanter Beitrag! Danke fürs Teilen!
Beste Grüße
Ulrike

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Liebe Lydia,

mein Sohn hat eine angeborene Toxoplasmose und seine Augen sind beide kaputt. Sie werden irgendwann auch entfernt werden (müssen) . Ich hab Angst, dass mein Kind mit leeren Augenhöhlen noch weniger von der Gesellschaft respektiert wird. Daher hatte ich mich auch einmal für Glasaugen interessiert. Leider wird es für meinen Sohn aufgrund seiner geistigen Behinderung keine Alternative sein. Bewegliche Glasaugen erscheinen mir ein Segen für Betroffene, die mit einem Augenverlust leben müssen.
Was das Weittropfen betrifft, mein Sohn hat einen ausgeprägten Katarakt verbunden mit starken Missbildungen. Eine Arzthelferin versuchte trotzdem diese, gegen meinen Einwand weitzutropfen. Natürlich ebenfalls ohne Erfolg.
P.S. Gerne verfolge ich deinen Blog. Wenn du mehr von meinem Kind lesen möchtest, unter http://www.kira-simone.de. Unterpunkt: Im Dialog mit Simon

Liebe Grüße
Kira

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